Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

John Wycliff

vor 1324 - 1384


John Wycliff, geboren vor 1324 in Yorkshire, starb er wahrscheinlich noch nicht 50 Jahre alt, am 31. 12. 1384 in Lutterworth. Er studierte an der Universität Oxford, ohne dass seine Weihedaten bekannt wären. 1356 erwarb Wycliff den Baccalaureus artium. Darauf 1360 den Magister artium. Etwa 1369 erhielt Wycliff den Baccalaureus der theologischen Fakultät und schließlich erwarb er 1372 den Dokrorgrad der Theologie. Wycliff erhielt mehrere Benefizien und Pfründen im Bistum Lincoln unter anderem 1361-1368 Filingham, 1368-1384 Ludgershall, 1371-1384 Lutterworth. Darüber hinaus wurde Wycliff 1362 Präbendar in Westbury-on-Trym. Seine akademische Karriere verlief anfangs recht erfolgreich. Seit 1356 war Wycliff Dozent am Morton College, 1359-1361 Magister am Balliol College, schließlich 1365-1370 Vorsteher des Canterbury College. 1367 wurde Wycliff seiner Ämter enthoben und appellierte darauf an den Papst. 1370 wurde seine Verurteilung veröffentlicht. Diese Umstände begründeten wohl seinen tiefen Hass gegen Mönchtum, Hierarchie und vor allem das Papsttum. Wycliff blieb jedoch in Oxford und unterrichtete weiterhin seine Doktoranden. Wycliff’s philosophischer Ansatz war der eines extremen Realismus, woraus alle seine Probleme mit einem eigenen theologischen Ansatz beruhen, worin er versuchte die Transsubstanziationslehre mit der teilweisen Subsistenz der früheren Form der Substanz zu vereinbaren, wie es sein Realismus erforderte, zu vereinbaren. Sein Erklärungsmodell für die Euchariste ist überaus komplex. Es erstaunt vielleicht, dass Wycliff im Grunde die Realpräsenz, wie auch den Opfercharakter der Messe niemals bestritten hat. Problematisch war die Verbindung seines augustinistischen Ansatzes mit seinem persönlichen Zweifel. Dies betrifft vor allem die Würdigkeit der Priester und wirkt sich so aus, dass in Wycliffs Vorstellung unwürdige Priester ihr dominum verwirken, was sich folgerichtig auf die Messe auswirkt. Auch bei Wycliff ist alleine die Schrift Glaubensgrundlage. In ihrer Auslegung entfernte sich Wycliff infolge seines Realismus sehr weit vom wörtlichen Sinn. Seine Lehre basierte auf einem extrem ausgelegten Augustinismus. Gottes Gnade setzte den Menschen als Herrn aller Dinge ein. Diese Macht gehe ihnen jedchoch bei Verlust dieser Gnade verloren. Diese Vorstellung brachte ihn dazu, anzunehmen, die für ihn a priori sündhafte Kirche habe die Gnade verspielt aufgrund dessen jegliche Autorität verloren. Die folgerichtige politische Konsequenz dieser Ideen, ist seine Vorstellung die weltliche Autorität, die ihre Verkörperung in Person des Königs finde, besitze die Befugnis die irrende Kirche zu strafen. Diese Ideen formulierte Wycliff immer radikaler aus. Schließlich trat er für eine Kirche von Prädestinierten, die an die Stelle der verworfenen Hierarchie treten sollte, ein. 1381 musste er letztlich seiner Angriffe auf die Transubstantiation wegen, auch seine Lehrtätigkeit einstellen und zog sich nach Lutterworth zurück. Auch sein weltliche Karriere, wo er zunächst in die Dienste des schwarzen Prinzen trat und später unter der Protektion John von Gents stand, war nicht besonders erfolgreich. Seine diplomatischen Missionen betrieb Wycliff mit nur mittelmäßigem Eifer. Letztlich blieben sie alle erfolglos. Seine Fähigkeiten als Propagandist waren weitaus erfolgreicher und bewirkten, dass seine Lehren vor allem beim Pöbel großen Anklang fanden und dort vergröbert weiterlebten.

© André & Frank Hagemann, 2007