Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

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Gerade heute, in einer Zeit, in der dem ökumenischen Dialog und der ökumenischen Bewegung eine sehr große Bedeutung in der Theologie beigemessen wird, erscheint es notwendig, die Ursprünge der Glaubensspaltung und der Konfessionalisierung genauer zu betrachten, um zwischen Konservatismus einerseits und Modernismus andererseits zu einer "Scheidung der Geister" zu gelangen und die heutige Entwicklung angemessen, auch hinsichtlich ihrer Treue zum katholischen Glauben, beurteilen und abwägen zu können, ob und wo Ökumene möglich ist. Denn wir sind der Meinung, daß einem populistischen Ziel keine Glaubensinhalte geopfert werden können und dürfen. Die Ökumene darf nicht zu einem gleichmachenden Synkretismus führen.

Bei der Betrachtung der einschlägigen Literatur fällt auf, daß man die protestantischen Theologen und Reformatoren kennt, ihre Werke zur Verfügung stehen, wohingegen allzu häufig die katholische Theologie jener Epoche einfach übergangen, oder auf so genannten "Kontroverstheologen" wie Dr. Johannes Eck beschränkt wird. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß ihre Werke fast gänzlich unbekannt sind.

Bei den modernen Befürwortern einer möglichst weitgehenden Ökumene, besteht eine starke Tendenz, die "Ireniker" einseitig in Beschlag zu nehmen, ohne deren eigentliche Intentionen auch nur annähernd erhellen zu wollen.

Wir stießen im Wintersemester 1998/99 in zwei Seminaren, einem Dogmatischen und einem Historischen, an der katholischen theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn auf einen der hervorragendsten Theologen und Protagonisten der katholischen Reform des 16. Jahrhunderts, der immer wieder in der Literatur erscheint, dessen Leben, Wirken und Bedeutung für die gesamte katholische Kirche bis heute aber kaum gewürdigt wird.

Johannes Gropper gelang es, zwischen "Kontroverstheologie" und "Irenik" stehend, in der Diskussion mit den Vertretern der neuen Lehre, insbesondere dem Straßburger Reformator Martin Bucer, dessen Reformationsversuch im Erzstift Köln unter Erzbischof Hermann von Wied er verhinderte, einen eigenen katholischen Standpunkt zu begründen und die Kölner Kirche vor dem Protestantismus.

Seine Bemühungen um die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit gipfelte im so genannten "Regensburger Buch" dessen Mitautor er war und worin ihm beinahe das Unmögliche gelingt.

Seine Reformtätigkeit wurde deutlich mit der großen Provinzialsynode der Kölner Kirchenprovinz von 1536, der ersten Reformsynode ihrer Art überhaupt während der Glaubensspaltung, deren Reformstatuten er verfaßte.

Sein "Enchiridion" beeinflußte die Theologie seiner Zeit ohnegleichen.

Johannes Gropper legte die Richtung der Reform fest: Abstellung der Mißbräuche und Bewahrung des wahren Glaubens, wie sie dann auch vom Konzil von Trient übernommen wurde und in den nächsten Jahrhunderten allmählich umgesetzt wurden.

© André & Frank Hagemann, 2007