Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Geschichte & Hintergründe


Um Groppers Leben, Wirken und Werk sowie seine Bedeutung für die Reform der katholischen Kirche und das Konzil von Trient bewerten zu können ist es unabläßlich, sich mit der Zeitgeschichte aber auch sich mit der Geschichte der Reform in Folge des Konzils und der Umsetzung seiner Reformen zu beschäftigen. Hierzu möchten wir hier einige Arbeiten zu unterschiedlichsten Themen veröffentlichen, die sich nicht direkt auf Gropper oder das Konzil beziehen müssen, obwohl es im weitesten Sinne stets um die Nachwirkungen des Konzils geht.

Das Konzil von Trient war nicht, wie lange Zeit, insbesondere durch die protestantische Geschichtsschreibung vor allem im 19. Jhd. behauptet wurde, eine bloße Reaktion auf die Reformation, sondern ist der Höhe- wie Wendepunkt einer innerkirchlichen und katholischen Reform, die das ganze Spätmittelalter hindurch gefordert und zu Anfang des 16. Jahrhunderts immer stärker in das Bewußtsein der Kirche gelangte. Zu nennen ist hier vor allem das V. Laterankonzil von 1512 bis 1517, das obwohl eher schwach, einen starken Reformwillen aufwies. Die Durchsetzung der Beschlüsse des Konzils von Trient stieß trotz aller Einsicht in die Notwendigkeit einer schnellen Umsetzung der Reformdekrete auf erhebliche Schwierigkeiten. Zum einen sind hier Machtfragen zu nennen, die so nur in Deutschland zu tragen kamen. Einmal sehen wir den Bischof sowohl als Landesfürst und gleichzeitig als geistigen Oberhirten. Ebenso vertrackt ist das Verhältnis zwischen Bischof und Domkapitel. Hier hatten sich im Laufe der Zeit die so genannten “Wahlkapitulationen” durchesetzt, in denen die Kapitel, den künftigen Bischof in einer Art “beschworenem Regierungsprogramm” in seinem Macht- und Herrschaftsanspruch zu beschneiden suchte bzw. sich eigene Rechte sicherte. Darüber hinaus gab es aber auch praktische Hindernisse, mangelnde Kommunikation, Schwierigkeiten mit der weltlichen Obrigkeit und Probleme, die mit der erst langsam greifenden Reform der Priesterausbildung ein Ende fanden. So war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein immenser Priestermangel entstanden. Die weitaus größten Schwierigkeiten entstanden aber weil das Ringen um eine Reform, gerade auf der Seite jener Kräfte, die eine “Reformation” auf ihre Fahnen geschrieben hatten,  zu einer reinen Machtfrage verkam, in der es jetzt eigentlich nur noch um die Aneignung von Kirchen- und Klostergut, die
Säkularisation von Fürstbistümern, d. h. deren Übergang zu einem weltlichen Erbstaat, und Machterweiterung ging.

Wir möchten an dieser Stelle diesen mühevollen Weg in einer äußerst interessanten und an Umbrüchen reichen Zeit beschreiben (die nicht unähnlich unsere Zeit ist), wobei wir eigene Arbeiten zu diesem Thema, wie auch Werke zeitgenössischer Autoren zur Verfügung stellen wollen.

© André & Frank Hagemann, 2007