Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Xanten


Die größte Blüte hatte das St. Viktorsstift zu Xanten im Hoch- und Spätmittelalter. Im 16. Jahrhundert erfährt das Stift jedoch nochmals überragende regionale Bedeutung. Das Stift ist geistiges Zentrum des Herzogtums Kleve, in dem viele der unter Herzöge Johann III. und Wilhelm V. dienende Räte und Diplomaten Kanonikate erhielten. Seit 1528 nehmen die klevischen Herzöge das päpstliche Besetzungsrecht für die Propstei für sich in Anspruch. Der Erzbischof verlor auf diese Weise einen Großteil seiner Einflußmöglichkeit durch deas Archidiakonat, welches in Personalunion vom Propst verwaltet wurde, auf die kirchlichen Angelegenheiten im Herzogtum Kleve. Das Archidiakonat war im Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit eine regionale Kurie des Erzbischofs. Nach der Aufwertung der bischöflichen Jurisdiktion durch das  Trienter Konzil, verlieren die Archidiakonate an Bedeutung.

© André & Frank Hagemann, 2007

1536 setzte Herzog Johann III. von Kleve die Wahl seines Vizekanzlers Johann von Vlatten (1500 - 1562) zum Propst des Stiftes durch. Von Vlatten war neben Konrad von Heresbach der wichtigste kirchenpolitische Berater der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg. Beide waren persönlich mit Erasmus befreundet und prägen einen selbständigen niederrheinischen Humanismus, der seinen politischen Ausdruck in der versuchten Via Media fand, während andere Reichsfürsten gleich zur Reformation schritten. Auch Heresbach besaß seit 1528 eine Pfründe am Viktorsstift, auf die er 1535 wegen seiner Heirat resignierte.

Der Kölner Großsiegelbewahrer Johannes Gropper erhielt am 14. Dezember 1531 durch kaiserlerlichen preces primariae ein Kanonikat am St. Viktorsstift zu Xanten, das er am 8. Oktober 1532 in Besitz nahm. Bald darauf wies Herzog Johann III. von Kleve ihm das nächste freiwerdende Ferkulum zu.