Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Johannes Groppers Flucht

und letzte Lebensmonate in Rom


Bereits zum dritten Mal hatte Johannes Gropper die Wahlkapitulation für den künftigen Erzbischof von Köln verfasst. Doch wider alle Erwartungen fiel am 26. Juni 1558 die Wahl des neuen Erzbischofs auf einen der unwürdigsten Mitglieder des Domkapitels, Johann Gebhard Graf von Mansfeld, der wohl auch nicht geneigt war für seine neue Position, seinen bisherigen Lebenswandel aufzugeben. Da Johannes Gropper selber nicht mehr im Domkapitel saß, gelang es ihm nicht, die Wahl von Johann Gebhard Graf von Mansfeld zu vereiteln. Noch am selben Tag flüchteten er und sein Bruder Kaspar Gropper, nach einem missglückten Attentatsversuch durch einen Verwandten Johann Gebhardt Graf von Mansfelds, nach Rom.

»als erzbischof Adolphus von Schauwenburg verstorben und bischof Hans Gebhart von Mansfelt heftich umb das erzstift Coln warf, dargegen sich die Gropperi lagten und gern einen anderen gehat hetten, derhalb des von Mansfelts bloitverwanter die Gropper erstechen wult. Und so balde der von Mansfelt erwelt ware, machten sich uff her Johan Gropper und disser Casparus Gropper und ritten strack nach Rom.« beschreibt der Kölner Chronist von Weinsberg das Geschehen.

Um den 12. August 1558 musste Johannes Gropper in Augsbug drei Tage wegen heftigen Fiebers das Bett hüten. Dort beriet er sich auch mit seinem Freund, dem Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, über das das weitere Vorgehen gegen den erwählten Erzbischof von Köln. Doch Johann Gebhard Graf von Mansfeld wartete nicht tatenlos ab, sondern ließ  durch seine Räte seine römischen Agenten beauftragen, gegen Gropper vorzugehen. Die Lage war für Johannes Gropper um so schwieriger, zumal er nicht mehr auf all seine römischen Freunde zählen konnte, da mit Kardinal Giovanni Morone, eine der wichtigsten Stützen der katholischen Reform, wegen angeblicher Häresie schon seit über einem Jahr in der Engelsburg inhaftiert war. Darüber hinaus gibt es unter den römischen Kurialen etliche Neider, die ihm als Nichtitaliener weder den Kardinalshut noch seinen Einfluss auf den Papst gönnten.

Den nächsten längeren Aufenthalt legten die beiden Bruder in Trient ein. Dort wurden sie von Kardinal Madruzzo, der Johannes Gropper schon 1551/52 auf dem Konzil kennen gelernt hatte, freundlich empfangen. Bei der Weiterreise verschlimmerte sich der Gesundheitszustand Groppers dermaßen, dass er gelobt, wenn er denn überhaupt noch soweit käme, zuerst nach Loretto, in der Provinz Ancona, zu pilgern. Dort verharrte Johannes Gropper anderthalb Tage im Gebet, ehe er sich gestärkt wieder auf die Weiterreise begab.

26. September 1558 erfolgte beider Ankunft in Rom, wozu der Papst den Brüdern den Bischof von Terracina entgegnen schicjte, der sie vor den Toren Roms mit allen Ehren empfangen sollte. Den beiden Brüdern wurde im Vatikan Quartier geboten. Johannes Gropper erreichte hier tatsächlich, dass der erwählte Erzbischof die päpstliche Konfirmation nicht erhielt. Am 21. Oktober 1558 überreichte Johannes Gropper dem Papst sein Gutachten zur Kaiserwahl Ferdninands..

Zacharias Delphinus legte der Inquisition dreizehn Sätze aus Groppers Werk »Institutio catholica« als häretisch vor, was zu einem Prozess vor der Inquisation führte, die jeder einzelnen Anzeige nachgehen musste. Seine Verteidigungsschrift reichte Johannes Gropper Anfang 1559 ein. Ende Januar, Anfang Februar 1559 wurde Gropper freigesprochen und der Prozess daraufhin von Paul VI. persönlich niedergeschlagen. Sogar während der Prozess noch in der Schwebe war, hatte der Papst Gropper in wichtigen Angelegenheiten konsultiert. Der Papst verbannte im Anschluss an den Inqusitionsprozess Zacharias Delphinus und drei seiner eigenen Neffen, worunter sich auch der besonders missgünstige Carlo Caraffa befand, den Kardinal Otto Truchseß von Waldburg sogar zuvor noch für Groppers Sache gewinnen wollte, die den Prozess ausgelöst hatten, aus Rom.

© André & Frank Hagemann, 2007