Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Ignatius Lopéz de Loyola

1491 - 1556


Der reumütige Büßer ging jetzt zunächst ins Kloster Montserrat, wo er erst beichtete, um daraufhin dort Schwert und Degen vor dem wundertätigen Bild der Madonna von Monserrat niederzulegen. Seine umfassende Beichte, worin er sein gesamtes früheres Leben bloßlegte, dauerte beinahe drei ganze Tage. In Monserrat ließen ihn jetzt neue Visionen klar und deutlich erkennen, was er in Zukunft machen sollte, wobei ihm das Glaubensmysterium in seiner ganzen Weite offenbart wurde.

Die göttlichen Visionen trafen ihn tief im Herzen. Sie erhellten die Finsternis seiner Seele mit jenen vom Glanz der ewigen Wahrheit Gottes ausgehenden Strahlen, die seine Innerstes für immer prägte. Die Spuren dieses Mysteriums leuchteten durch alle seine künftigen Handlungen und Taten hindurch. So erfuhr die Seele des einstigen stolzen Kriegers ihre endgültige Umformung im Hochofen der göttlichen Vorsehung, wodurch er jetzt zum Soldaten Gottes wurde. Der stolze Adelssproß Iñigo Lopéz de Loyola, der als edler Ritter in das Kloster gekommen war, verließ es als wandernder Bettler auf dem Wege ins Heilige Land, wo er sich nun niederlassen wollte, was ihm jedoch von Seiten des Franziskanerpriors als Wächter des Heiligen Landes verwehrt wurde.

Gleich nach seiner Rückkehr nach Spanien, machte sich Loyola daran seiner mangelhaften Bildung Abhilfe zu Verschaffen und begann eifrig zu studieren, um die aus seiner schlechten Ausbildung resultierenden Lücken so schnell wie möglich zu füllen. Loyola lernte zunächst Latein in Barcelona, worauf er nach Alcala ging, wo er wie allgemein üblich die freien Künste studierte. Anders als seine Mitstudenten, machte Loyola jedoch durch gewagte neue Ideen auf sich aufmerksam, die schon bald den Verdacht der Inquisition weckten. Mehrere Male wurde Loyola seiner Vorstellungen wegen vor die bischöflichen Gerichte gebracht. Seine bis dahin unerhörten Ideen wurden für subversiv erachtet. Besonders waren es hierbei Loyolas Versuche, eine ausdrücklich auf Frauen ausgerichtete Seelsorge aufzubauen, die ihm den Inquisitionsprozess einbrachte. Nachdem Loyola in allen Punkten freigesprochen aus dem Prozess hervorging, zog Loyola nach Salamanca, wo er neuerlich von Seiten der Inquisition verfolgt wurde.

Schließlich floh Loyola nach Paris, wo er seinen Namen änderte. Hier in Paris, benutzte er zum ersten Mal die latinisierte Form seines Vornamen. Iñigo Lopéz de Loyola nannte sich von nun an Ignatius. Zunächst bettelte Igantius, um für seinem Lebensunterhalt aufzukommen. So unternahm Ignatius unter anderem lange Bettelfahrten, die ihn bis nach Flandern und England führten. Darüber hinaus schrieb sich Igantius an der Sorbonne ein, wo er sein abgebrochenes Studium wieder aufnahm. Am 15. März 1534 schloss Ignatius dann endlich sein Studium mit dem Erlangen des Magistergrades der Artistenfakultät ab. Schon während seines Studiums hatte Ignatius damit begonnen, eine Gruppe gleich gesinnter Freunde um sich zu scharen. Seine frühesten Kameraden, mit denen er später auch seinen Orden gründete, waren Pierre Fabre, Francisco Xavier, Simon Roger de Azevedo, Diego Laínez, Alfonso Salmerón und Nicolas Bobadilla. Gleich nach Beendigung seines Studiums, suchte Igntius die Abgeschiedenheit der Stille in der Nähe des Dorfes Montmartre bei Paris. Gemeinsam mit seinen Freunden zog sich Ignatius dorthin zurück, um in der Dionysiuskapelle, an eben jener Stelle, wo der Heilige Dionysius de Martyrertod erlitt, Einkehr zu halten und sich zu besinnen.

© André & Frank Hagemann, 2007