Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Leonhard Kessel

1518 - 1574


Ende 1546 kam Adrian Adriani nach Köln, um die Position der Jesuiten zu stärken, zumal Peter Canisius damals mit anderen wichtigen Aufgaben beschäftigt war. 1548 wurde Leonhard Kassel zum Magister Artium promoviert. Von jetzt an widmete er sich alleine der Ausübung seines Priesteramtes und vor allem der Seelsorge. Trotzdem nahm die Suche nach einer Unterkunft für die Gemeinschaft so viel Zeit in Anspruch, dass schließlich Kessel kaum noch Zeit fand, die Messe zu lesen. 1551 unternahm der Erzbischof von Köln einen Versuch, die offizielle Anerkennung des Jesuitenorden in seiner Diözese durchzusetzen, wobei er jedoch auf den entschlossenen Widerstand der Reichsstadt Köln stieß. So weigerte sich unter anderem der Pfarrer von St. Columba, einer der bedeutendsten Pfarreien der Stadt, auch nur Gespräche hierüber zu führen. Seit Ende 1552 war Leonhard Kessel Johannes Groppers Beichtvater, der darüber ausführlich nach Rom berichtete.

Schon bald wurde Leonhard Kessel einer der engsten Vertrauten Ignatius von Loyolas, der sich ihm künftig in allen wichtigen Fragen anvertraut haben würde. Bezüglich der Aufnahme neuer Mitglieder in den Jesuitenorden, wollte Loyola diese so schwer wie möglich gestalten. So band Ignatius einige wichtige Bedingungen an die Aufnahme in den Orden, wobei er der Eigeninitiative der Novizen, ihrer Ausdauer und Beharrlichkeit sowie auch dem persönlichen Engagement eines jeden unter ihnen besondere Bedeutung beimaß. Darüber hinaus forderte er grundsätzlich, dass jeder einzelne Novize vor seiner endgültigen Zulassung zum Orden zu ihm nach Rom reisen solle. Bis zu diesem persönlichen Gespräch, das er mit ihnen führte wollte, hatten sie bloß allgemein ihren Willen erklärt, der Gemeinschaft beitreten zu wollen. Leonhard Kessel jedoch hatte Ignatius ausdrücklich von dieser Verpflichtung ausgenommen und es ihm erlaubt die Gelübde abzulegen, ohne ihn selber jemals getroffen zu haben. Diese Tatsache ist noch erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Leonhard Kessel nicht einmal im Ansatz das von Ignatius vorgeschriebene umfangreiche Theologiestudium absolviert hatte, wobei man hier die Einschränkung machen muss, dass dies gerade auch seinem persönlichen Engagements für die Jesuitenniederlassung in Köln zu verdanken war. Offensichtlich hatte Kessel gar nicht die Zeit sein Studium im erforderlichen Maße fortzusetzen, nachdem er sich schon frühzeitig um die Erfüllung seiner priesterlichen Pflichten widmen musste, obwohl er beständig versuchte sich dennoch in der wenigen Zeit, die ihm seine Aufgaben ließen, fortzubilden. Wiederholt bat er Ignatius voller Ungeduld darum, ihn in Rom besuchen zu dürfen. Ignatius jedoch verweigerte ihm die Erfüllung seines Wunsches, wobei er immer wieder darauf hinwies, dass Kessels Anwesenheit in Köln für die Arbeit der dortigen Jesuiten unverzichtbar sei. In Erfüllung der Wünsche Loyolas bestand Leonhard Kessel gegen jeden erdenklichen Widerstand seitens der Familien und der Pfarrer der Novizen, deren Zahl schnell die 20 überschritten hatte, auf die vorgeschriebene Reise nach Rom, wo Ignatius für die Beherbergung und theologische Fortbildung der jesuitischen Novizen aber auch anderer Theologiestudenten aus Deutschland mit Hilfe und finanzieller Unterstützung Kardinal Giovanni Morones gerade das Collegium Germanicum gegründet hatte. So begann Kessel, neben den Kölner Novizen auch andere begabte junge Männer nach Rom zu schicken, damit sie dort die Vorlesungen an der Seite der jungen Jesuiten, die nach ihrem Studium nach Köln zurückkehren sollten, wo sie als gebildete Pfarrer eingesetzt wurden, hören konnten. 1533 befand sich der junge Johannes von Rheydt unter den Novizen, die heimlich nach Rom geschickt wurden. Als 1533 in Köln die Pest ausbrach, verharrte Kessel im Gegensatz zu vielen anderen Priestern, die lieber vor der Krankheit aufs Land geflohen waren anstatt ihren Pflichten nachzukommen, in der Stadt.

© André & Frank Hagemann, 2007