Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Leonhard Kessel

1518 - 1574


Da die Jesuiten zu diesem Zeitpunkt noch über keinen eigenen Konvent in Köln verfügten, war Leonhard Kessel von 1556 an damit beschäftigt, sein geeignetes Gebäude zu finden. So sollte er unter anderem auch versucht haben, die seit langem wegen des dramatischen Rückganges der Studentenzahlen nach dem für die Kölner Universität so verheerenden Dunkelmännerstreit leerstehenden Gebäude der ehemaligen Kuckanerbörse zu erwerben. Wie zu erwarten war, sollten die verschiedenen Bemühungen seitens der Jesuiten, eine dauerhafte Unterkunft zu finden, die Spannungen zwischen dem Orden und der städtischen Autoritäten, den Einwohnern Kölns sowie den alten Institutionen, von denen jede einzelne eifersüchtig über ihre Privilegien und Rechte wachte, wieder aufleben lassen. Alle trachteten danach, ihre hergebrachten Ansprüche und Besitzstände zu verteidigen. Der Konflikt verschlimmerte sich um so mehr, als der Erfolg der Jesuiten allen Anlass zur Eifersucht gab. Weit entfernt davon, den jungen Orden zu schwächen, sollte dieser Existenzkampf im Gegenteil die Kräfte der Anhänger und Freunde desto stärker mobilisiert haben. Von allen Seiten kam man dem Orden zu Hilfe, wobei Groppers Beitrag nicht zu unterschätzen ist. 1559 ermutigte Canisius, der in der Zwischenzeit zum Provinzial der deutschen Provinz geworden war, seine Brüder in Köln ein Kolleg für ganz Deutschland zu gründen. Tatsächlich war man mittlerweile so stark geworden, dass man jeden Widerstand brechen konnte. So gelang es endlich auch, die Gebäude des früheren Collegium Tricoronatum zu erwerben, in dem die erste deutsche Jesuitenniederlassung gegründet wurde.

Der berühmte Johannes von Rheydt sagte 1573 über das Kölner Jesuitenkolleg, dass es nirgends ein Kolleg gebe, an dem man einen Professor finde, der nicht aus eben jenem Kölner Kolleg hervorgegangen seien; man dürfe Kessel, sozusagen, “Vater der Völker” nennen.  1568 fand ein Provinzialkongress des Ordens in Köln statt, dem Kessel in Vertretung des Provinzials Vinck präsidierte. Am 26. Oktober fielen Nicolas Faber und Leonhard Kessel dem Attentat ihres Ordensbruders Gerhard Pesch zum Opfer, bei dem auch Johannes von Rheydt, der seinen Freunden bei diese, Anschlag zu Hilfe eilte, sein Leben verlor.

© André & Frank Hagemann, 2007