Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Maria von Ungarn

1505 - 1558

Dame de Binche


Maria von Ungarn wurde am 17. September 1505 als zweitjüngstes Kind von Erzherzog Philipp von Österreich und Prinzessin Johanna der Wahnsinnigen von Kastillien geboren. Sie starb am 18. Oktober 1558. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1506 wurde Maria mit ihren Geschwistern, darunter die späteren Kaiser Karl V. und Ferdinand I, von ihrer Tante Margarete von Österreich, in den Niederlanden erzogen. Der Geisteskrankheit der Mutter wegen, sollte Margarete von Ungarn ihren Neffen und Nichten auch die Mutter ersetzt haben. Schon früh wurden die Kinder in die dynastische Politik der Großväter einbezogen. Kaiser Maximilian I. plante mit dem böhmischen König eine Doppelheirat ihrer Kinder beziehungsweise Enkelkinder. So sollte Ferdinand Anna von Böhmen heiraten, die dann auch tatsächlich früh an den österreichischen Hof wechselte und im Gegenzug eine von Ferdinands Schwestern mit Ludwig von Böhmen und Ungarn vermählt werden. Nachdem König Ferdinand von Aragon Ansprüche auf seinen Enkel Ferdinand gelten gemacht hatte, mußte dieser den Hof seiner Tante verlassen und zur Erziehung nach Spanien an den Hof seines Großvaters gebracht. Die übrigen Geschwister blieben bei Margarete, wobei sich zwischen Maria und Karl ein besonders inniges Verhältnis entwickelte, das sich bis zu ihrem Lebensende, Maria wird ihren Bruder Karl noch nicht um einen Monat überlebt haben. Auch in der Politik konnte sich Karl seine Leben lang auf die Zuverlässigkeit und das besondere politische Geschick seiner Schwester verlassen, weshalb er jungen Witwe Maria, nach dem Tod der Tante schließlich auch die Statthalterschaft in den Niederlanden übertrug. Am 13. Januar 1522 hatte Maria, wie vom Großvater geplant, Ludwig von Böhmen und Ungarn in Innsbruck geheiratet, der jedoch bereits 29. August 1526 fiel. Maria, die stets mit den Protestanten sympathisiert hatte, wurde anläßlich ihrer Ernennung zur Statthalterin 1530 von ihrem Bruder in die Schranken gewiesen. Er schrieb:

“Seid gewiß, wenn ich Bedenken wegen der Religion hätte, würde ich Euch weder diese Vertrauensstellung anbieten, noch auch Euch die brüderliche Liebe entgegenbringen können, die ich für Euch hege... [] Aber ich habe einige Zweifel wegen Eurer Umgebung, die ihr ändern müßt, denn was man in Deutschland wohl oder über hinnehmen muß, kann man in den Niederlanden auf keinen Fall dulden.”

Im geldrischen Erbfolgestreit, bei dem Karl V. Herzog Wilhelm V. von Kleve nicht als Nachfolger Karls von Egmont akzeptierte, lag ein Großteil der diplomatischen Verhandlungsarbeit und der Kriegsführung in den Händen Marias. Bis ihr Bruder Karl letztlich 1543 selber militärisch eingriff. In den Auseinandersetzungen um die geldrische Erbschaft wurde auch Johannes Gropper als Vermittler für Wilhelm, auf Bitten von dessen Paten, Erzbischof Hermann von Wieds, mehrmals bei Maria vorstellig. Als Maria vom 22. bis 24. Oktober 1542 mit einer kurkölnisch-hessischen Gesandtschaft in Löwen über einen drei bis viermonatigen Anstand verhandelte, war Gropper federführend.

Dreißig Jahre lang hatte die Zusammenarbeit zwischen Karl und seinem Bruder Ferdinand reibungslos funktioniert. Im Winter 1550/1551 dachte Karl V. über einen künftigen Erbgang über seinen eigenen Nachfolger hinaus nach, wodurch er mit seinem Bruder in Streit geriet. Karl schickte seiner Schwester aus Augsburg einen Brief, den sie am 16. Dezember 1550 in Brüssel erhielt, worin ihren Beistand erbat. Maria brach daraufhin unverzüglich auf. Sie ließ die Pferde satteln und ritt weit schneller als ihre Kuriere in nur zwölf Tagen von Brüssel zu ihrem Bruder nach Augsburg, wobei lediglich zwei Damen und ein Bischof als Schutz sie begleiteten.

Am 25. Oktober 1555 war Maria nachmittags drei Uhr im großen Saal des Brüsseler Schlosses als ihr Bruder nach der Verlesung der Abdankungsurkunde seine letzte Rede an die burgundischen hielt anwesend.

© André & Frank Hagemann, 2007