Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Ignatius von Loyola

1491 - 1556


Nach vielen Diskussionen mit seinen Freunden die ihn bei seiner Arbeit unterstützten, brachte Ignatius mehrere bedeutende und teilweise einschneidende Veränderungen an der ersten Ausgabe des Jahres 1541 an, so daß sie eine völlig andere Form bekam. 1550 endlich war Ignatius mit der Arbeit soweit Zufrieden, daß er diese zweite völlig überarbeitete Ausgabe der Statuten versuchsweise im Orden einführte, die jedoch erst 1558 durch die Generalkongregation des Ordens in Kraft gesetzt wurde, obwohl Loyola selbst noch immer weitere Änderungen an ihr vornahm, was er bis zu seinem Tod nicht aufhörte zu tun.

1545 versuchte Ignatius neben dem Männerorden einen weiblichen Zweig zu gründen, der aber bereits am 1. Oktober 1546 wieder aufgelöst wurde. Die Gründe, warum er Projekt, das die Ambitionen seiner Frühen spanischen Jahre, wo er des Versuches eine gesonderte Frauenpastoral einzuführen wegen der Häresie verdächtigt worden war, wieder fallen ließ bleiben im Dunkeln. Seine Statuten jedoch, sollten durch die Jahrhunderte hindurch zahlreiche weibliche Kongregationen beeinflußt haben. So formte Maria Ward die zu ihrer Zeit für einen Frauenorden revolutionären Regeln nach dem Beispiel der ignatianischen Ordensregeln.  

In seinen letzten Jahren widmete sich Ignatius wiederum vornehmlich der Arbeit an seinen geistlichen Werken, besonders der Veröffentlichung der schon oben erwähnten “Exerzizien”, die nach langer eingehender Prüfung schließlich am 31. Juli 1548 die päpstliche Approbation erhielten. Hierin beschreibt Ignatius seine Sicht der menschlichen Würde über die Natur des Menschen, die er eingehend darstellt.

Diese Natur wird bestimmt durch seinen Rang entsprechend Gottes ewigen Ratschlusses. Die menschliche Natur ist ganz auf Gott hin ausgerichtet, der dem Menschen seinen Rang eines Kämpfers gegen Satan zuweist. Nach Ignatius wurde der Mensch alleine auf diese Rolle im auch in der Kirche stattfindenden immerwährenden Kampfes zwischen Gott und Satan hin geschaffen. Laut Ignatius kann der Mensch nur über eine innige Verbindung mit Gott in die Realität der göttlichen Weigkeit eintreten. Loyola strebte sein ganzes Leben danach, den Aposteln in ihrer missionarischen Arbeit gleichzukommen, wobei es nicht der antilutherische Kampf war, der für ihn im Vordergrund stand. Loyola wollte die Kirche der Welt öffnen. Jener Welt, die nach Ignatius, wie auch immer sie sein mochte, eigentlich immer schon von Anbeginn ganz auf das Licht Christi hin ausgerichtet war. Zu eben diesem Licht wollte Loyola die Welt und die Menschheit hinführen, damit jeder im Licht der ewigen Wahrheit Gott erkenne, sein Knie beuge und ein jeder frei bekennen könne, daß Jesus Christus der Herr ist.

So überschritt Ignatius in Wirklichkeit bereits hier die engen Grenzen der menschlichen Physis, jener rein körperlichen Welt, worin der kirchliche Naturbegriff, der schon bald in Konfrontation zum Naturbegriff der Wissenschaft treten sollte, wie in einem Spassmus gefangen ist, wenn sie z. B. bis heute die Fortpflanzung in den Mittelpunkt menschlicher Sexualität stellt und den Menschen so, ihrer eigenen Lehre zuwider, seiner transzendentalen Orientierung beraubt. Natürlich ist nicht das, was in der Natur vor kommt, denn damit ist auch die gesamte Sexualmoral hinfällig, da in der Natur alles vorkommt, sondern die menschliche Natur ist begründet in der Ausrichtung auf Gott, wodurch nur die willentliche Abwendung von der alles erfüllenden Liebe Gottes widernatürlich sein kann.

© André & Frank Hagemann, 2007