Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Humanisten


Der Humanismus stellt die wichtigste geistige Strömung der frühen Neuzeit dar und ist gewissermaßen die tragende Ideologie der Renaissance. Nach den auf die Antike folgenden Jahrhunderten, in denen das strahlende Licht klassischer Philosophie von der Menschheit des Occidents nur als schwacher Schein durch die Fenster der Klöster gefiltert, in denen das Wissen der Vernunft stets bewahrt und weitergegeben wurde, wahrnehmbar war, begann mit der Scholastik des späten Mittelalters gleichsam die Wiederentdeckung der Vernunft und der Wissenschaft wie als Wegbereitung für die Wiedergeburt des Individuums aus der Kunst und dem Wissen der Antike. Die Renaissance, in der das Licht der Vernunft im Glanz der Strahlen der ewigen Wahrheit wurde zum Ursprung der modernen Kunst und in gewissem Maße der modernen Wissenschaften, die sich beide von kirchlicher und theologischer Vormundschaft emanzipieren, wobei nicht vergessen werden darf, dass die Wissenschaften bereits mit der Scholastik zu einer frühen Blüte gelangten. Nunmehr steht der Mensch, nicht mehr Gott im Mittelpunkt des Interesses. Der Humanismus selber übergreift die Disziplinen. Hervorragende Humanisten finden sich so unter Theologen, Juristen, Ärzten und Schriftstellern. Die trotz Christi Zusage nicht wirklich auf ihren Glauben vertrauende Kirche, die, ganz entgegen dem mutigen Wort des heiligen Augustinus der gesagt hatte “dilige et qoud vis, fac!”, fortan verzagt in einem beinahe klassisch anmutenden tragischen Spasmus zwischen Reaktion und Modernität, dessen Extreme letztlich in den beiden Vatikanischen Konzilen ihren bejammernswerten Ausdruck gefunden haben sollten, verharren wird. Die Kirche macht den Eindruck, eines verstörten Kindes. Sie traut dem erhellenden Licht der Wahrheit nicht, das ihr in Jesus Christus in Ewigkeiten leuchtet. Obwohl die Kirche als Licht der Welt einen großen Beitrag zur Aufklärung der Menschheit hätte beigetragen haben können, traut sie sich nicht dem “sapere aude!” des Horaz, dessen Aufruf durch die Renaissance und Aufklärung hallt, zu folgen. Sicherlich wurde mit all der Weisheit und Kunst der Antike auch deren Abschaum angespült, doch, wird nicht die Wahrheit siegen?

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts befand sich einer der bedeutendsten deutschen Humanistenzirkel am Hofe des Kölner Domdechanten Hermann von Neuenahr in seinem Schloss Bedburg and der Erft, wo sich übrigens auch Erasmus einige Zeit aufhielt. Über den inneren Zusammenhang dieses Kreises mit Johannes Gropper und seinen Reformbemühungen im Erzstift Köln wird an anderer Stelle noch zu reden.

Wir haben uns entschlossen, hier nicht nur einen kurzen Überblick über die Humanisten, die mit Gropper in direktem Kontakt standen, zu geben, sondern auch einige kurze Biographien von bedeutenden französischen Humanisten, die in Deutschland größtenteils erschreckend wenig bekannt sind, zu veröffentlichen. Bei unserer Entscheidung spielte aber auch der starke Einfluss,  den Martin Bucer durch seine reformatorische Tätigkeit in Straßburg auf die französische Reform ausübte und der nicht unterschätzt werden darf, eine entscheidende Rolle. Hieraus ergibt sich zudem auch die Frage nach dem Bekanntheitsgrad der gropper’schen Reform im französischen Sprachraum, wo zweifelsfrei eine weite Verbreitung seiner Werke in verschiedenen Diözesen nachgewiesen werden kann.

© André & Frank Hagemann, 2007