Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Robert Estienne

1503 - 1559


Robert Estienne, geboren Paris 1503, starb am 7. September 1559 in Genf. Er war einer der wichtigsten Drucker des 16. Jahrhunderts in Paris. Früh erlernte Estienne die alten Sprachen und trat in die Druckerei seines Stiefvaters Simon de Colines ein, der seine Mutter nach dem Tod seines Vaters geheiratet hatte. 1523 korrigierte Estienne die Ausgabe des lateinischen Neuen Testaments. Mit dieser Arbeit begann eine endlose Reihe von Nachstellungen, Verfolgungen und Anklagen des Klerus, insbesondere durch die Sorbonne gegen ihn. 1524 übernahm Estienne die seines Stiefvaters Druckerei. 1539 erhielt er den Titel „Drucker des Königs für Griechisch“ Dennoch retteten ihn weder die öffentliche Anerkennung, noch die königlichen Privilegien, die er für sein Unternehmen erhalten hatte, vor Zensur und der Gegnerschaft seitens der Kirche. 1550 emigrierte Estienne endlich nach Genf, um der aufflammenden Gewalt und willkürlichen Grausamkeit zu entkommen. Als königlicher Topograph machte sich seine Druckerei durch zahlreiche grammatische Arbeiten und andere Lehrbücher, darunter auch viele Werke Melanchtons, einen großen Namen. Daneben druckte Estienne viele klassische Autoren wie Dio Cassius, Eusebius von Caesarea, Cicero, Salust, Julius Caesar, Justin, Socrates und Sozomen. 1532 veröffentlichte Estienne seinen beachtenswerten Thesaurus linguae latinae. 1539 bis 1544 erschien seine hebräische Bibel in dreizehn Teilen und vier Bänden. 1544 bis 1546 folgte eine Neuauflage in siebzehn Teilen. Noch bedeutender waren seine vier Ausgaben des griechischen Neuen Testaments aus den Jahren 1546, 1549, 1550 und 1551, deren letzte in Genf erschien. Die ersten beiden Ausgaben gehören zu den klarsten und besten griechischen Texten überhaupt und wurden O mirificam genannt. Die dritte Ausgabe ist eines der hervorragendsten Meisterwerke der Druckkunst überhaupt. Sie wurde unter dem Namen Editio regia bekannt. Die Ausgabe von 1551 enthielt darüber hinaus die lateinische Bibelübersetzung von Erasmus und eine Edition der Vulgata. In dieser Ausgabe wurde zudem zum ersten Male die bis heute benutzte Verseinteilung des Neuen Testaments angewandt. Auch mehrere Ausgaben der Vulgata wurden von Estienne gedruckt. Da die Vulgata nur in einer erbärmlichen Version vorlag, enthielten seine Ausgaben, besonders jene von 1546 eine überarbeitete Version, die er als Alternativtext an den Rand druckte. Dieser alternative Text war einer scharfen und beißenden Kritik seitens des Klerus ausgesetzt. Bei seiner Ankunft in Genf, druckte Estienne eine Verteidigungsschrift gegen die Attacken der Sorbonne. 1553 gab Estienne eine französischsprachige Bibelausgabe heraus. Daneben veröffentlichte er viele Werke Calvins. Seine hervorragende Ausgabe einer glossierten lateinischen Bibel enthielt die Übersetzung des Alten Testaments von Santes Paganius und die erste Veröffentlichung der französischen Übersetzung des Neuen Testamentes durch Theodor Bezas.

© André & Frank Hagemann, 2007