Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Pierre de Bourdeille

Pierre de Brantôme

1540 - 1614


Pierre de Bourdeille, Herr von Brantôme, 1540-1614, war der dritte Sohn des Freiherrn von Bourdeille. Seine Kindheit verbrachte Bourdeille am Hofe Marguerite d’Angoulêmes. Sowohl seine Mutter als auch seine Großmutter gehörten ihrem Hof an. Seine Mutter war Hofdame der Königin. Nach dem Tod Marguerites ging Bourdeille 1549 zum Studium nach Paris. 1555 schloss er seine Studien in Poitiers ab. König Heinrich II. übertrug Pierre de Bourdeille die Abtei Brantôme, wonach Bourdeille sich fortan benannte. Pierre Bourdeille wurde Weltabt und Herr von Brantôme. Pierre de Brantôme war ein Mensch mit einer starken Leidenschaft für Abenteuer. 1558 unternahm Brantôme seine erste Reise nach Italien. Danach kehrte Brantôme nach Frankreich zurück, wo er einige Zeit blieb, bevor er 1562, nach dem frühen Tode Franz II. im Jahre 1560, mit dessen Witwe, Königin Maria Stuart, nach Schottland ging, zu deren treuen und ergebenen Garde Brantôme gehörte. Schon vorher hatte sich Brantôme der von den Herzögen de Guise geführten Partei katholischen Eiferer in Frankreich angeschlossen. Brantôme verfasste ein bewegendes Buch über das Schicksal dieser unglücklichen Frau. 1562 nahm Brantôme am ersten Religionskrieg, namentlich an der Schlacht von Dreux, teil. Darauf verbrachte er drei einhalb Monate auf Malta. Brantôme war vom Leben der Johanniter dort dermaßen begeistert, dass er tatsächlich erwog, dem Orden beizutreten. Brantôme beteiligte sich sowohl am zweiten wie dritten Religionskrieg und nahm an den Schlachten von Meaux und Saint-Denis teil. 1574 beendete Brantôme seine militärische Laufbahn. Seine weiteren Reisen beschränkten sich künftig darauf, dem Hof zu folgen, wo der Hitzkopf Brantôme sich leidenschaftlich in Duelle, Intrigen und Liebesabenteuer, ja sogar Mordkomplotte verstrickte. Trotz seines Mutes und der geleisteten Dienste, wurde Brantôme niemals auf einen wichtigen Posten befördert, was ihn empörte und letztlich dazu bewegte, seine Dienste dem spanischen Hof anzubieten. Dann bereitete ein schwerer Reitunfall seinem aktiven Leben ein jähes Ende. Brantôme war für vier Jahre behindert. Von da an zog Brantôme sich auf sein Schloss Richemont zurück, wo er seine Lebenserinnerungen niederschrieb. Meistens berichtet er darin über Ereignisse, die er persönlich miterlebt hatte, denn überall wo er hingegangen war, war Brantôme, neugierig wie er einmal war, ein aufmerksamer Beobachter und Zuhörer. Sein Stil liegt zwischen dem einer Biographie und dem persönlicher Erinnerungen. Dennoch blieb Brantôme in der Analyse der Ereignisse und der Charakterisierung der Persönlichkeiten eher oberflächlich und zu sehr dem Detail verhaftet. Brantôme bewunderte gewagte Projekte, selbst wenn diese kriminell waren und kannte keinerlei moralische Skrupel. Auch übte Brantôme in der Ausnutzung seiner kirchlichen Pfründen wenig Zurückhaltung, sowie er überhaupt keinen Sinn für Religion verspürte. Brantôme schätzte den Hof Catharina de Medicis und vor allem seine Frauen. So wurde wurde er einer der Geschichtsschreiber der Frauen der Renaissance überhaupt. Brantôme starb am 15. Juli 1614.

© André & Frank Hagemann, 2007