Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Bartholomäus Latomus von Arlon

1485 - 1570


Bartholomäus Steinmetz, französisch Batholomé Masson, wurde 1485 in Arlon geboren. Er starb am 3. Januar 1570 in Koblenz. Später latinisierte Bartholäus Steinmetz seinen Namen der humanistischen Mode seiner Zeit entsprechend in Latomus. Bartholomäus Latomus besuchte zuerst die Schule in Arlon, wo er sich früh mit Matthias Held anfreundete, der später als glühender Verfechter des Katholizismus mehrmals von Karl V. mit geheimen Aufträgen betraut werden sollte und eine hervorragende Stellung im Reich innegehabt haben würde. Es sollte dann auch bei Matthias Helds Onkel gewesen sein, der eine der bedeutendsten Bibliotheken seiner Zeit besaß, worin er die wichtigsten Ausgaben gesammelt hatte, dass sich der junge Latomus gänzlich vom Glanze der großen lateinischen Klassiker in ihrer beinahe jungfräulichen Modernität geblendet, für jene alten Autoren begeisterte. Nach dieser frühen Zeit setzte Latomus sein Studium in Trier fort, wo er bald in der Familie des Trierer Erzbischofs Greiffenklau von Volratz mächtige Beschützer fand, wobei besonders Johann Ludwig von Hagen, ein naher Verwandter des Erzbischofs eine engen Freundschaft mit Latomus schloss. Nach Abschluss seines Studiums der Humaniora in Trier ging Latomus 1516 nach Freiburg, wo er insgesamt sechs Jahre an der Universität Freiburg an der berühmten Adlerburse, deren Schüler er zunächst war, der er jedoch später als Regens vorstand, verbrachte. Mit dem Posten des Regenten der Adlerburse hatte Latomus keine auch leichte Aufgabe, denn selber noch Mitglied der Studentenschaft, die nun seiner Obhut anvertraut war, war er jetzt gehalten die zahlreichen und mannigfachen, kleineren wie größeren Vergehen seiner Kommilitonen zu ahnden. Darüber hinaus, war Latomus mit der Führung  Rechnungsbücher der Burse betraut, musste die Küche beaufsichtigen, die Diskussionen leiten und schließlich dem Rektor gegenüber regelmäßig über das ihm anvertraute Kolleg Rechenschaft geben. Das Latomus selber dabei als Student kein Unschuldslamm war, braucht hier nicht näher erwähnt zu werden. So überschritt Latomus selbst des öfteren die Regeln und wurde schließlich wegen disziplinloser Kleidung zu einer Geldstrafe verurteilt.

Es sollte gleichfalls hier in Freiburg gewesen sein, wo der junge Magister artium durch seine Begegnung mit dem renommierten Juristen und christlichen Humanisten Ulrich Zasius, einem der aufgeklärtesten Philosophen seiner Zeit, bei seinen allabendlichen Treffen, zu denen sich die Freiburger Studentenschaft versammelte, um von Zasius in die wiederentdeckte Kulture der Antike eingeführt zu werden, die entscheidende Prägung für die Zukunft erhalten haben würde. I Jahre 1518 wurde Erasmus bei seinem Besuch des kleinen Seminars auch der junge Latomus, der bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollte, vorgestellt. Drei Jahre später als der Humanistenfürst auf dem Weg durch das Elsaß nach Basel war, begleitete Latomus ihn von Schlettstadt nach Straßburg. Latomus organisierte darüber hinaus in Freiburg auch gesonderte Kurse und Vorlesungen zur Einführung in die Literatur. Ebenfalls in dieser Zeit unternahm Bartholomäus Latomus seine ersten eigenen Schreibversuche. So improvisierte Latomus zum Tode Kaiser Maximilians I. im Jahre 1519 ein von bewegender Leidenschaft vibrierendes Klagelied, das, bald gedruckt, binnen weniger Monate zwei weitere Auflagen erlebt haben wird. Nach verschiedenen Auseinandersetzungen mit der Universität, kehrte Latomus schließlich 1520, wahrscheinlich auf Wunsch seines Förderers Richard von Greiffenklau, nach Trier zurück. Im folgenden Jahr erlebte er die einzige kriegerische Episode seiner Laufbahn als gegen Ende des Sommers 1522 der von den Ideen der Reformation mitgerissenen Landsknechtführer und Raubritter Franz von Sickingen mit einem Heer von 15.000 Mann die Stadt Trier belagerte, deren gesamte Einwohnerschaft zu den Waffen gerufen worden war, so dass auch Bartholomäus Latomus die Feder mit dem Schwerte tauschen musste, um die Stadt zu verteidigen. Im August 1523 sollte Latomus ein kleines Epos über die kriegerischen Ereignisse, in die er verwickelt worden war, in Köln unter dem Titel Factio memorabilis bei Eucharius Hirschhorn in Druck geben.

© André & Frank Hagemann, 2007