Nach dem Frieden von Cambrai am 5. August 1529 war es Franz I., der schon lange neidisch auf die großen humanistischen Kollegs, wie das Kolleg von Alcalà, das Corpus Christi College in Oxford oder das bereits erwähnte Collegium Trilingue in Löwen, die beinahe überall in Westeuropa zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden waren, blickend, endlich möglich, nachdem sein eigenes Projekt ein ähnliches Institut auch in seiner Hauptstadt zu errichten lange, zuerst durch die etwas undurchsichtig erscheinende hinhaltende Zögern seitens Erasmus dann der dauernden Kriege des Königs wegen, beständig in Frage gestellt war, schließlich auf den drängenden Empfehlungen Guillaume Budés zu folgen und sechs königliche Lektoren, zwei für griechisch, drei für Hebräisch und einen weiteren für Mathematik, für das Collège Royal zu ernennen. Diese Gründung war der Todesstoß für die Scholastik der Sorbonne. Die Sorbonne ahnte dies und sollte letztlich in dieser Ahnung nicht getäuscht werden. Kampflos wollte man sich aber nicht geschlagen geben. Der folgende Kampf war um so heftiger, da die Atmosphäre durch die allgemeinen religiösen Streitigkeiten sowieso schon zutiefst vergiftet war. Der Widerstand seitens der Universität wuchs insbesondere, als die Tatsache bekannt wurde, man wolle den schon existierenden Lehrstühlen noch einen weiteren für Rhetorik hinzufügen, für den man zudem noch einen ohnehin der Häresie verdächtigen Deutschen, die a priori suspekt waren, zu berufen beabsichtige. Gestützt auf den Kardinal von Lothringen, konnte Budé seinen Kandidaten gegen alle Intrigen durchsetzen, so dass Latomus zu Beginn des Semesters 1534 seine Antrittsvorlesung für das Collège Royal im Collège Sainte-Barbe hielt, weil die junge königliche Stiftung noch über keine eigenen Räumlichkeiten verfügte.
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