Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Bartholomäus Latomus von Arlon

1485 - 1570


Während seiner Zeit in Paris, lebte Latomus bei dem berühmten Drucker François Gryphe, der viele seiner philologischen Werke herausgab, in der rue des Carmes. Trotz der ungeheueren Belastung durch seine Lehrtätigkeit und seine zahlreichen anderen Arbeiten, bleib Latomus auch weiterhin literarisch tätig und schrieb zahllose Gedichte.

Tatsächlich entsprangen seine größten literarischen und dichterischen Werke dieser Epoche. So widmete er sein Werk la Bombarde Franz I., der gerade wieder einmal in Italien Krieg führte. Für seinen Gönner Jean du Bellay, dem Gouverneur von Paris und Generalstatthalter der Picardie und Champagne, verfasste er eine glänzende Elegie, worin er in 201 elegischen Distichen ein düsteres Bild der materiellen Lage der Intellektuellen zeichnet, wobei das ganze Werk von einer  innigen Vertraulichkeit getragen ist, wenn Latomus hierin bitter das Elend, in dem er siecht, beklagt, was seine Elegie in gewisser Hinsicht zu seinem persönlichsten und innigsten Werk überhaupt macht. Bartholomäus Latomus skizzierte hier ein sprachlich reiches und in seiner dichterischen Bildhaftigkeit bissig wirkendes Selbstporträt eines in Lumpen gehüllten barfüßigen Dichters, mit fahlem Gesicht, wilden Haaren und wirrem Blick. Die Elegie ist eine Anklage. Der Beklagte offensichtlich. Allen Versprechungen zum Trotz, kam Latomus monatelang seiner Lehrtätigkeit am Collège Royal nach, ohne dass sich die königliche Schatulle auch nur ein wenig geöffnet hätte. Letztlich war Latomus gezwungen zum bloßen Überleben, Schulden aufzunehmen, deren Fälligkeit er nicht einhalten vermochte. Verachtet und verspottet schuftet Latomus verzweifelt an in Leere laufenden Arbeiten, bis er endlich eine neue Bittschrift an du Bellay richtet.

1539 erreichte Latomus eine einjährige Beurlaubung von seiner Lehrtätigkeit am Collège Royal und reiste nach Italien, wo er in Bologna wahrscheinlich den Grad eines Doktoren der Rechte erwarb, bevor er zu Semesterbeginn 1540 wieder in Paris war und dort am 25. Oktober in seiner Eröffnungsvorlesung die wichtigsten Stationen seiner Reise nachzeichnete. Die Rückreise hatte Latomus dazu genutzt, in Straßburg mit dem Leiter des Gymnasiums, Johannes Sturm, und Martin Bucer zusammen zu treffen.

Nachdem sein früherer Schüler Johann Ludwig von Hagen 1540 zum Erzbischof von Trier gewählt worden war und der neue Trierer Kurfürst Latomus schon 1541 zu seinem Hofrat ernannt hatte, verlies Bartholomäus Latomus daraufhin Paris, um sich im folgenden in Koblenz niederzulassen, wo er Anna Zieglings heiratete. Hier wandte sich Bartholomäus Latomus  mehr und mehr von der Lehre wie auch von seiner literarischen Tätigkeit ab, um sich der Rechtfertigung und Verteidigung der katholischen Position in der theologischen Auseinandersetzung mit dem Protestantismus zu widmen, nachdem er sich bereits zuvor lange mit deren Ideen auseinandergesetzt hatte. So hatte Latomus unter anderem mit Johannes Sturm in Straßburg über die Kircheneinigung, woraus die Epistulae duae duorem amicorum von 1540 hervorgegangen waren, diskutiert. Vor allem nach seinem Streit mit Martin Bucer, der nun, ähnlich wie er es zur selben Zeit in Köln versuchte, auch im Kurfürstentum Trier die Reformation einzuführen und zu diesem Zweck den Hofrat Latomus für sein Anliegen gewinnen wollte, verlagerte sich das Hauptaugenmerk Latomus’ ab 1543 auf die Auseinandersetzung mit den Protestanten. So nahm Latomus 1540 am Religionsgespräch in Hagenau, wo er auch mit Johannes Gropper zusammentraf, teil. Später war Latomus Auditor für den Trierer Kurfürsten bei den Religionsgesprächen in Regensburg 1546 und war als Assessor 1557 am Kolloquium von Worms beteiligt. In seinen theologischen Schriften setzte sich Latomus vor allem mit Martin Bucer, Petrus Dathenus und Jacob Andrea auseinander.

© André & Frank Hagemann, 2007