Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Guillaume Farel

1489 – 1565


Guillaume Farel (1489 – 1565) wurde als Sohn des apostolischen Notars Antoine Farel und dessen Frau Anastasie d’Orcières in Gap in der Duphiné geboren. Gegen des Jahres 1509 ging Farel zum Studium der Geiteswissenschaften nach Paris. Als Professor für Grammatik wurde er stark durch den Humanisten Lefèbvred’Etaples beeinflusst. Farel nahm an der evangelischen Bewegung der Jahre 1521 – 1523 im Bistum Meaux teil. Seine nahe der Ideen Zwinglis stehenden religiösen Überzeugungen zwangen ihn, auszuwandern. In Basel führte die Feindseligkeit seitens Erasmus, der sich der Reformation mit allen Kräften widersetzte, zu seiner Ausweisung. Farel wurde daraufhin Prediger in Mömpelgard. Nach seinen Besuchen in Straßburg, wo er namentlich mit Martin Bucer in Kontakt trat und Metz, unternahm Farel eine Evangelisierungsreise nach Aigle, Lausanne, Orbe, Grandson Yverdon, Neuchâtel und schließlich nach Genf. Unter dem Eindruck seiner Predigten schloss sich Neuchâtel im Jahre 1530 der Reformation an. Auf der Synode von Chanfran im Tal von Angrogne im Piémont 1532, nahm Farel an den Gesprächen teil, die zur Annahme der Reform im Waadt führten. 1532 bis 1536 predigte er wiederholt in Genf. Nach einem anfänglich eher feindseligen Empfang, gewann er rasch Anhänger und erreichte schließlich im Mai 1536, die Annahme der Reformation durch den Rat der Stadt. Der leidenschaftliche Prediger Farel besaß keinerlei Begabung für politische Visionen, Planungen oder die notwendige Organisation die nötig war, eine reformierte Gemeinde zu etablieren. Zwei Monate nach der Abstimmung im Rat überzeugte er den auf der Durchreise befindlichen Calvin, in Genf zu bleiben und an der Aufgabe, die Stadt zu evangelisieren mitzuarbeiten. Im Oktober 1536 führte Farel die Delegation der Pfarrer auf dem Disput von Lausanne an, der die Einführung der Reformation im Waadtland endgültig erlauben sollte. In Genf standen Farel und Calvin bald im Widerspruch zur Regierung bezüglich der Frage nach dem Verhältnis zwischen Kirche und Staat, so wie mit der Bürgerschaft, die es nicht hinnehmen konnte, dass zwei fremde Prediger ihre alt hergebrachten Rechte und Privilegien beschnitten. Ostern 1538 wurden beide aus Genf verbannt. Farel ging nach Neuchâtel, wo er der erste evangelische Pfarrer wurde. Guillaume Farel blieb bis zu seinem Tod hier, unternahm aber noch etliche Reisen nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz.

Zusammen mit Calvin und Viret, bildete Farel das „Triumvirat“ der Reformation, wie sie Bucer nennt, im französischsprachigen Sprachraum. Während sich die beiden ersteren als Schriftsteller der Verbreitung der Reformation widmeten, liegt Farels Bedeutung woanders. Er war der Pionier der Reformationsbewegung. In Meaux, Basel, Metz, Straßburg, Genf und  Lausanne gab Farel den Anstoß hierzu. Er war es auch, der Calvin und Viret zum Pastorat führte. Im gleichen Maße wie Luther von der Macht des gedruckten Wortes überzeugt, holte er Pierre de Vingle nach Neuchâtel der dort 1533 die erste rein reformierte Druckerei gründete. 1536 zog er Jean Girard, den späteren Drucker Calvins nach Genf. Farel publizierte etwas fünfzehn Werke, alle auf französisch. Auch hier war er wiederum ein Pionier. 1524 veröffentlichte Farel mit dem „Le Pater noster et le Credo en francais“ das erste reformierte Werk in dieser Sprache. 1529 erschien sein „Sommaire et briefve déclaration“, die erste Gesamtdarstellung der reformierten Lehre und 1528 die erste französische reformierte Liturgie „Lan maniere et fasson qu’on tient et baillant le sinct baptesme“. Seine Lehre war gänzlich auf Christus hin ausgerichtet. „Jesus sur tout et rien sur lui“ war der Titel eines Manuskripts. Bezüglich des Abendmahls unterstrich Farel, ähnlich wie Zwingli, die Idee, dass Brot und Wein, Leib und Blut bedeuten. 1558 löste seine Ehe mit einem 18 jährigen Mädchen einen Skandal aus, der das Ende des herzlichen Verhältnisses zwischen ihm und Calvin, der sich weigerte, diese Ehe zu segnen, markierte. Dieses Ereignis sagt aber viel über den Charakter Farels aus, der sich stets weigerte nachzugeben. Seine Bereitschaft selbstlosen Engagements zeigte sich ein letztes Mal, als die Gläubigen in Metz ihn im Winter 1565 um seine Hilfe baten. Die Beschwerlichkeiten dieser Reise überlebte Farel jedoch nicht.

© André & Frank Hagemann, 2007