Der Tod seines an Pest erkrankten Vaters im Jahre 1500, bei dem Capito miterlebte, wie dieser sich nicht alleine auf die ihm vom zur Versehung des Todkranken mit den Sterbesakramenten herbeigerufenen Mönchen in Erinnerung gerufenen guten Werke und die letzte Ölung verlassen wollte, sondern erst auf das Kreuz innig auf das Kreuz blickend im alleinigen Vertrauen auf Gottes Gnade seine innere Ruhe fand, prägte sich tief in seine Seele ein und rief ihm seine persönliche Berufung zum Priestertum wach, so dass er sich in der Folgezeit dem Theologiestudium widmete. 1512 erwarb er das Lizenziat der Theologie, bevor er 1515 sein Doktorat erhielt. Ebenfalls im Jahre 1512 hatte ihn der Fürstbischof von Speyer zum Stiftsprediger im Benediktinerchorherrenstift in Bruchsal ernannt, wo er auch bei einem konvertierten Juden den ersten Unterricht in Hebräisch erhielt. Nach seiner Promotion 1515 erhielt Capito dann eine Berufung als Domprediger und Professor an die Universität Basel, wo er vor allem über die Scholastiker las bis sein Interesse sich unter dem Einfluss seiner Bekanntschaft mit Erasmus bereits bald endgültig den Humanisten und dem Sprachstudium zugewandt haben sollte. Schon 1516 gab Capito den Psalter im Original heraus. Ab 1518 begann Capito einen regen Briefwechsel mit Martin Luther zu dessen größten Bewunderern er bald wurde. So gab er noch im selben Jahr eine Sammlung Luthers wichtigster Werke mit einem von ihm anonym verfassten Vorwort heraus. 1519 trat er in die Dienste des Mainzer Kurfürsten, Albrecht von Brandenburg, der Capito 1520, dem Rat Ulrich von Huttens folgend, zum Domprediger und schließlich sogar zu seinem Kanzler ernannte. Capito, der glaubte, dass die Reformation letztlich unvermeidlich geworden sei, hoffte nunmehr als Kurmainzer Kanzler und eifriger Vermittler zwischen Luther und seinem Dienstherren, Erzbischof Albrecht von Brandenburg dazu bewegen zu können, die nötigen Schritte zu einer wahren Reform zu tun, wozu Capito selber mehrere Reisen zu Luther nach Wittenberg unternommen hatte.
|