Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Johann Wulff van Kampen


Mit Wulff van Kampens Erscheinen in Soest im Jahre 1531 wird die Reformation in dieser Stadt zum ersten Mal fassbar. Zwar fanden die Ideen der Reformation auch hier, wie überall in den Städten, Aufnahme in der Bürgerschaft, doch fehlte hier bis dahin eine Persönlichkeit, die diese Ideen nach außen wie innen bündeln und verkörpern konnte. Über das Leben Johannes van Kampens ist wenig bekannt. Weder gibt es über das Leben vor seinem Auftreten, noch über sein Schicksal nach der Vertreibung aus Soest ausreichend gesicherte Daten, zumal während des Täuferstreits in Münster dort ein Johannes Campanus auftrat, der in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung wie auch in späteren Darstellungen offensichtlich häufiger mit Johannes Wulff van Kampen, der seinerseits oft Campensis genannt wurde, verwechselt wurde. Da uns schriftliche Quellen und Autographe fehlen, ist es auch nicht möglich über eine linguistische Untersuchung seiner Sprache, Rückschlüsse auf Herkunft, Bildung und Ideen zu ziehen und auf diese Art zu einer genaueren Einordnung zu gelangen. Nach einer Amsterdamer Chronik soll ein Johann van Kampen am 11. Mai 1535 wegen versuchten Aufruhrs hingerichtet worden sein. Aus Deventer heißt es über einen Jan van Kampen, dass er bei der Belagerung Münsters hingerichtet worden sei. Dennoch gibt es wenigstens einige Daten, die als gersichert gelten könen. So erschien Wulff van Kampen 1526 als Gast bei Johan Osberg in Bremen, von wo aus er noch im selben Jahr nach Itzehoe weitergereist war. Dort musste ihn die katholische Äbtissin Catharina von Rantzau auf Druck der Bürger als Prediger im Kloster und der Pfarrkirche St. Laurentius anstellen. 1528 heiratete Wulff van Kampen eine ehemalige Nonne in Stade, wo er sich häuslich niederließ. 1529 erschien Wulff van Kampen gemeinsam mit dem Kieler Prediger an St. Nicolai, Melchior Hoffmann zur Flensburger Disputation, woraufhin Wulff van Kampen aus den vereinigten Herzogtümern ausgewiesen wurde. Nach einem weiteren kurzen Aufenthalt in Stade bei seiner Frau, tauchte Wulff van Kampen 1530 wieder in Bremen bei Johannes Osberg auf. Auch in der Folgezeit führte Wulff van Kampen anscheinend sein unstetes Leben mit kurzen Aufenthalten in Amsterdam, Elburg, Zwolle und Verden, wo er wegen Betrügereien gesucht, für in Bremen gefangensetzt wurde, fort. Im Oktober 1531 war Wulff van Kampen in Braunschweig, das in jener Zeit durch reformatorische Unruhen beherrscht wurde. Zur gleichen Zeit hielt sich wahrscheinlich auch der eingangs erwähnte Johannes Campanus dort auf, was eine genaue Identifizierung auf Grund der bisherigen Quellenlage erschwert. Bevor er spätestens am 21. Dezember 1531 in Soest erschien, hielt Johann Wulff van Kampen sich noch kurzzeitig in Hildesheim und Hameln auf.

Nicht nur predigte Kampen  einen offenen Aufruhr gegen Kirche und Obrigkeit, sondern inszenierte er daselbst einen solchen, in dessen Verlauf er sich Johannes Groppers Pfarre bemächtigte. Die Ereignisse in Soest wurden allgemein genau verfolgt. Luther, der auf Bitten der Bürger einen Superintendenten vermitteln sollte und in Johannes Bruyn von Gent einen geeigneten Kandidaten gefunden hatte, warnte die Stadt und den Rat:

“Ich höre auch, es sei bei euch, genant Campensis, der viel unruge anrichtet.  Nu bin ich glewblich bericht, das sich derslebig Campensis zu Brunswick an   lahr und leben ubel gehalden habe. darumb wollet verwarnet sein und verhuten,  das gedachter Campensis nit secten oder auffrur in ewr statt anrichte.”

Doch Luthers Warnung errichte Soest zu späte. Im Laufe des 21. Dezember 1531 predigtre Wulff vormittags an St. Pauli, wozu er die Erlaubnis des Rates erhalten hatte, doch nahm er sich am Nachmittag auch das Recht heraus in St. Peter, der ältesten Soester Pfarre, an der Johannes Gropper Pfarrer war, zu predigen.

© André & Frank Hagemann, 2007