Calvin, der sich nun nach Straßburg begeben wollte, einer freien Stadt, die den Reformierten wohlwollend gegenüber stand, war gezwungen durch die Schweiz zu reisen. In Genf überzeugte ihn Guillaume Farel, ein alter „biblischen“ Prediger, der zum Humanistenkreis in Meaux gehört hatte, dort zu bleiben. Calvin wurde hier zum Organisator der neu entstehenden Kirche. Aber die Stadt Genf war zerstritten. So war Calvin gezwungen Genf bald wieder zu verlassen und ging nun doch nach Straßburg, wo er die Organisation und dem Entwurf des neuen Kultes fortsetzte. Hierzu gehörte unter anderem die Bildung der Institution eines Ältestenrates als höchste kirchliche Autorität. Calvin heiratete hier Idelette, eine Witwe. Als Genf ihn zurückrief, lehnte er zunächst ab, kehrte dann aber doch, nach einer vierjährigen Abwesenheit, dorthin zurück. Jean Calvin machte sich jetzt an den Aufbau eines Kultes und Ritus. So verfasste er die “Ordonnances“ und einen Katechismus, die zum Fundament der reformierten Kirche überhaupt werden sollten. Mit seiner „Kleinen Abhandlung über das Heilige Abendmahl“ versuchte Calvin, die mit Luther und Zwingli, dem „deutschen“ Zweig der Reformation, entstandenen Meinungsverschiedenheiten zu überbrücken. Calvin unterhielt eine enorme Korrespondenz, die mehr als 4000 Briefe umfasste. 1559 gründete Jean Calvin in Genf eine Akademie, um die Ausbildung der Pastoren sicherzustellen, deren erster Rektor Théodore de Bèze war und wo er selbst Theologie unterrichtete. Erschöpft und krank, starb er unter starken Schmerzen am 27. Mai 1564, nachdem er der reformierten Kirche eine quasi definitive Form gegeben hatte.
|