Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Albert Pigge

1490 - 1542


Albert Pigge, der sich später mit der latinisierten Form seines Namens, Pighius, nannte wurde im Jahre 1490 in Kampen geboren. Er starb am 28. Dezember 1542 in Urecht. Pighius war einer der heftigsten Kritiker der Religionsgespräche, an denen er trotz mehrfach an ihn ergangener Einladungen nicht teilnahm.

Albert Pighius hatte zunächst an der berühmten Universität zu Löwen, wo er auch seine Magisterprüfung ablegte, studiert, bevor er später an der Universität Köln zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Daraufhin ging Pighius nach Paris, um sich an der dortigen Universität in den Jahren von 1518 bis 1522 dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen. Darüber hinaus verbrachte er einige Jahre in Spanien.

Nachdem sein alter Lehrer Adrian Florensz zum Papst 1522 gewählt worden war, folgte er diesem nach Rom, wo er nunmehr zum geheimen Kammerherrn Adrians VI. ernannt wurde. Im Jahre 1530 traf Pighius, als Kammerherr Papst Clemens VII, Kaiser Karl V. in Bologna. Im Jahr darauf, begegnete Pighius zudem Ferdinand. Endlich wurde Pighius und Paul III. zum Propst in Utrecht ernannt, wo er sicherlich spätestens von 1537 an auch gelebt haben wird.

1540, bat der Papst persönlich Pighius darum, an den Religionsgesprächen von Worms und Regensburg teilzunehmen. Nach dem endgültigen Scheitern der Kolloquien unternahm Pighius eine Reise nach Italien, um den Papst über die heikle Lage der Kirche in Deutschland Bericht zu erstatten.

Seine tief gehende Analyse des so genannten Regensburger Buches war ausschlaggebend für seine künftige Haltung den Irenikern gegenüber. Dennoch, war es Pighius, der in einem Bericht an Kardinal Marcello Cervini, den späteren Papst Marcello II., eine überaus positive Einschätzung des Juristen Johannes Gropper abgegeben hatte, dessen theologische Fähigkeiten er über alle Maßen lobte. Bezüglich Johannes Gropper berichtete Pighius an Cervini, dass dieser von Hause aus Jurist sei, aber durch ein fleißiges Privatstudium bemerkenswerte Kenntnisse der Theologie erworben habe. Zudem schrieb Pighius, dass, hätte er zu wählen, er den vorurteilsfreien Autodidakten den starren Schultheologen vorzöge. Auch wies er Cervini ausdrücklich auf das Groppers Enchiridion hin.

Darüber hinaus war Pighius stark in die Diskussionen um die dogmatische Begriffsdefinition hinsichtlich der Rechtfertigungslehre eingebunden. Diese Auseinandersetzung sollte ihn bis zu seinem Tode beschäftigt haben. Außerdem war sie der Grund für seinen wissenschaftlichen Streit, der ihn mit Martin Bucer entzweit haben würde. Vor dem Hintergrund neuerer Diskussionsbeiträge zur Rechtfertigungslehre entwickelte Pighius selber einen völlig anderen Ansatz, den er ausgehend von Groppers diesbezüglichen Vorstellungen ableitete. Pighuis nahm hierbei besonders Groppers Begriff einer „prima forma“ auf, den er jedoch gänzlich anders anwandte, um daraus zu seiner eigenen Definition der Rechtfertigung als einer „duplex justicia“ zu gelangen. Dieser Begriff einer „doppelten Rechtfertigung“ war zum ersten Male in den Werken des Augustiner Girolamo Seripando, der ihn gleichfalls aus den in Groppers Enchiridion dargelegtem Begriff einer „prima forma“ und den hieraus entwickelten Ideen abgeleitet hatte, erschienen. In der einschlägigen Forschung wurde lange Zeit behauptet, dass Johannes Gropper sein Schüler gewesen sei. Nach einer eingehenden Analyse der inhärenten Abhängigkeiten, muss man jedoch zum Schluss gelangen, dass diese These nicht aufrecht erhalten werden kann. Mann sollte immerhin zumindest darüber nachdenken, ob die dogmatische Konzeption der „doppelten Gerechtigkeit“ nicht umgekehrt eher auf der Basis der gropper’schen Vorstellungen entwickelt worden sein könnten, obwohl Gropper diesen Begriff niemals selbst in seinen eigenen Werken zur aufnahm.

© André & Frank Hagemann, 2007