Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Jakob von Hoogstraaten

1460 - 1527


Jakob von Hoogstraaten wurde 1460 in Hoogstraeten geboren. Er starb am 27. Januar 1527 in Köln. Nach Studium der Philosophie in Löwen und seiner abschließenden Promotion zum Magister artium im Jahre 1485 trat Hoggstraaten in den Dominikanerorden ein und begann, nachdem er 1496 die Priesterweihe erhalten hatte, an der Universität Köln theologie. Von 1498 erteilte Hoogastraaten Unterricht in Theologie an der Schule seines Ordens in Köln, ging aber 1500 als Priester nach Antwerpen. Nach seiner Rückkehr nach Köln wurde Hoogstraaten dort 1504 zum Doktor der Theologie promoviert und übernahm 1505  das Amt des Regens der Kölner Ordensschule, womit Hoogstraaten zugleich eine Professur an der Kölner Universität erhielt. Mit seiner Ernennung zum Prior des Dominikanerklosters übte Hoogstraten dann auch die Funktion des Inquisitors für die Kirchenprovinzen Köln, Mainz und Trier aus. Als Inquisitor zeichnete sich der ganz im mittelalterlichen Denken einer überkommenen starren und unmenschlichen Scholastik verhaftete Hoogstraaten, der aus seiner erbitterten Feindschaft zu den Humanisten nie einen Hehl machte, von Anfang an durch die dem Fundamentalisten eigene Starrköpfigkeit aus. So sollte Hoogstraaten es gewesen sein, der den aus seiner kerkeerhaft geflohenen niederländischen Humanisten Hermann von Rijswijck als rückfälligen Ketzer nicht nur erneut verurteilen sondern am 14. Dezember 1512 in s’Gravenshaage verbrennen ließ. Darüber hinaus war seine gesamte Amtszeit als Inquisitor durch den so genannten Dunkelmännerstreit überschattet, in dem es um die Einschätzung der Lehre und Bedeutung der alten Sprachen ging, deren außerbiblischen Gebrauch manche Kreise gar verbieten wollten, um von vornherein eine Beschäftigung mit der heidnischen Antike und ihrer Philosophie zu verhindern. Der Streit, bei dem es vermeintlich um den Kampf zwischen Scholastik und humanistischer Philosophie ging, hatte jedoch ähnlich wie die Reformation überhaupt die Degeneration der Scholastik in der aktuellen Lehre als Ausgangspunkt. Denn ähnlich wie in unserer Zeit, war damals die akademische Kultur der Scholastik durch schlecht gebildete Professoren und eine von diesen ausgehende, die Fundamente der Religion entstellende Darstellung der christlichen Lehre wie der Philosophie, bereits zerfallen. In Köln brach der Streit endlich aus, als der Proselyt Johannes Pfefferkorn forderte, die gesamte rabbinische Literatur zu vernichten. In seinem daraufhin für Kaiser Maximilian I. erstellten Gutachte, kam Johannes Reuchlin, der zwar grundsätzlich auch darin übereinstimmte, dass man antichristliche Schmähschriften verbrennen solle, jedoch bezüglich der philosophischen und religiösen Werke zu einer gänzlich anderen Beurteilung kam, aus der heraus Reuchlin für deren Erhalt plädierte, wodurch Reuchlin sich nicht bloß den Unmut sondern den ganzen Hass des Inquisitionsordens zuzog. Hoogstraaten zögerte keinen Augenblick, nunmehr sogleich einen Prozess gegen Reuchlin, den er vor das Ketzergericht nach Mainz zitierte, zu eröffnen. Johannes Reuchlin jedoch ergriff nun seinerseits geeignete juristische Mittel gegen Hoogstraten. So erschien Reuchlin erst gar nicht zu dem anberaumten Gerichtstermin, sondern ließ durch seinen Prokurator an der Kurie Berufung gegen den Prozess einlegen, worauf das bischöfliche Gericht in Speyer, wohin der Papst den Rechtsstreit übertragen hatte, Reuchlin am 29. März 1514 freisprach. Doch war dieser Freispruch für Hoogstraaten keinesfalls ein Grund, seine Hetze aufzugeben. Ganz im Gegenteil, Hoogstraaten, offensichtlich persönlich gekränkt, appellierte nun selbst, noch vor der endgültigen Verkündigung des Urteils, mittels seines Prokurators an den Paps. In der Folge schleppte sich der Prozess hin, der eine Welle aufgeregter Polimk nach sich zog. Nach einer unter dem Titel “Claorum viri epistolae” erschienene Sammlung von Briefen, in denen Unterstützung und Beifall für Reuchlin gespendet wurde, veröffentlichten die Humanisten Rubanus und Hutten 1517 gefälschte Briefe von vermeintlichen Anhängern des Kölner Theologen Ortwin Gratius, worin die Dominikaner in bissiger und auf bittere Weise die Wahrheit entlarvende Satire ihrer eigenen Lächerlichkeit preisgegeben wurden. Seitdem wurde abgeleitet von dem Titel dieses satirischen Werkes “Breife der Dunkelmänner” der gesamte Streit “Dunkelmännerstreit” genannt.  

© André & Frank Hagemann, 2007