Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Ambrosius Catharinus Politus

Catharinus von Siena

Lancelloto de’Politi

1484 - 1553


Lancelloto de’Politi wurde 1484 in Siena geboren. Er starb am 9. November 1553 in Neapel. Nach seinem Philosophie- und Jurastudium, wurde de’Politi, der sich schon früh mit der Veröffentlichung humanistischer und juristischer Traktate einen Namen gemacht hatte, bereits im Alter von 17 Jahren Professor für Recht an der Universität seiner Heimatstadt. 1515 trat de’Politi in päpstliche Dienste, wo er unter anderem als Konsistorialadvokat tätig war. 1517 trat Lancelloto de’Politi ganz unter dem Eindruck der Werke Savonarolas stehend in das Dominikanerkloster San Marco in Florenz ein und nannte sich fortan aus seiner Verehrung für die große Mystikerin Catharina von Siena und den seligen Ambrosius Sansedoni heraus entscheidet sich Lancelloto de’Politi sich als Mönch Ambrosius Catharinus zu nennen. Ähnlich wie Johannes Gropper, war auch Ambrosius Catharinus als Theologe ein Autodidakt. 1520 veröffentlichte Ambrosius Catharinus auf Drängen seines Ordens hin unter dem Titel Apologie seine eigene intensive Auseinandersetzung mit den Lehren Luthers, wobei er besonders dessen Kirchenlehre analysierte und scharf angriff. Nach der Verbrennung der päpstlichen Bulle Exurge domini, worin Luther der Bann angedroht worden war, und der kirchlichen Rechtsbücher durch Martin Luther verfasste Ambrosius Catharinus die Excusatio disputationis. Als Autodidakt blieb Ambrosius Catharinus immer ein freier und unabhängiger Geist. So setzte sich Ambrosius Catharinus nicht nur grundlegend mit den Ideen der Reformatoren auseinander, sondern sollte sich schon bald auch in den innerhalb seines eigenen Ordens tobenden Streit um das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens zwischen den Thomisten, die das Dogma vehement bekämpften auf der einen Seite, und den das Dogma rechtfertigenden Skotisten, verstrickt haben, womit Ambrosius Catharinus sich auf einen offenen Kampf mit den Oberen seines Ordens, besonders aber mit Kardinal Cajetan, eingelassen haben sollte. Seine Bewunderung für den rigorosen Hetzprediger und von Hass auf Kultur und Freiheit geprägten Dominikaner Savonorola prägte Ambrosius Catharinus allerdings in einem Maße, dass er selber die Grenzen theologischer Disputationen, als er zum Beispiel im Jahre 1535 die Exegese Cajetans mit einer derart haltlosen Polemik attackierte, dass er diesem ein unverzeihliches entgegenkommen gegenüber Erasmus und Luther vorwarf. Ganz der Schüler seines antiaufklärerischen Meisters und Feindes der Humanisten, waren der aufgeklärte Humanist Erasmus und der Reformator Luther für ihn letztlich bloß zwei Seiten der selben Medaille. Letztlich aber sollte Ambrosius Catharinus der Auseinandersetzungen mit seinem Orden wegen nach Frankreich fliehen müssen, das Land, das auch zu einer sicheren Zuflucht für Leonardo da Vinci vor den Nachstellungen seiner Feinde in Italien und besonders in Florenz, aus dem da Vinci bereits lange zuvor aus Angst vor der Schreckensherrschaft Savonarolas hatte fliehen müssen, geworden war. 1545 schickte ihn Papst Paul III. als Konzilstheologen nach Trient. 1546 wurde Ambrosius Catharinus zum Bischof von Moniro ernannt, bevor er schließlich am 3. Juni 1552 Erzbischof von Conza wurde. Vor seiner von Julius III beabsichtigten Ernennung zum Kardinal, wohin er 1553 aufbrach, starb er. Ambrosius Catharinus würdigte mehrfach das Enchiridion von Johannes Gropper.

© André & Frank Hagemann, 2007