Jede Epoche hat ihre Helden. Und es kommt immer wieder vor, dass man solche Menschen je nach Zeitgeist und den vorherrschenden Ideologien wieder aus der Rumpelkammer der Geschichte hervorkramt. Mit dem Chevalier Louis de Berquin ist das so geschehen. Berquin war ein glühender Kämpfer gegen die Ignoranz der Dunkelmänner der Sorbonne und wurde zum Martyrer der Humanisten schlechthin. Weder war er Protestant noch Anhänger Martin Luthers, wenngleich er sein Übersetzer ins Französische war. Dagegen stand er mit Erasmus in engem Briefkontakt, dessen Werke er übersetzte und wurde dafür zum Ziel und Opfer der Angriffe von Seiten Noel Bédas, dem Syndikus der Sorbonne. Dieser sah, mit dem Kampf gegen häretische Ideen in Frankreich beauftragt, in Berqiun einen Verbreiter dieser „Unordnung der Gedanken“. Aus seinem Blickwinkel betrachtet, hatte er damit sogar recht. Berquin als eine Arte „Filter“ der neuen Ideen zu bezeichnen, wäre vielleicht genauer, aber zwischen den beiden Männern herrschte mehr als ein Streit um Ideen. Berquin stand unter dem Schutz des Königs, dem Repräsentanten der weltlichen Macht. Béda urteilte, verurteilte und übte seine Macht im Namen der Kirche Christi, der geistlichen Macht, aus. Béda würde niemals aufgegeben haben, Berquin zu beugen. Es war für ihn eine Frage des Prinzips.
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