Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Noel Beda

1470 - 1437


Noel Béda war ein Pfeiler des traditionellen Glaubens und ein erbitterter Gegner nicht nur der Reformatoren sondern darüber hinaus auch aller Humanisten. Béda erscheint heute wie ein Filmheld. Auf der Leinwand verkörperte er die Rolle eines Führers der Mächte der Dunkelheit, der seine Herrsch- und Rachsucht ohne Rücksicht auf sich oder andere voll auslebt. Es erscheint seltsam, daß er, obwohl er Theologieprofessor, Leiter des Kollegs Montaigu und Rektor der theologischen Fakultät der Sorbonne war, nicht einmal in einen Eintrag in den meisten französischsprachigen Lexika hat. Auch im Lexikon für Theologie und Kirche vermisst man einen diesbezüglichen Artikel. Dennoch ist sein Einfluss auf den Lauf der französischen Kirchengeschichte und darüber hinaus alles andere als eine zu vernachlässigende Größe. Als aktiver Verteidiger einer rückwärts gewandten, reaktionären, noch mittelalterlich anmutenden Tradition des katholischen Glaubens, verdammt Béda zusammen mit Claude Bartelemi Luther, „der mit seinen Gedanken im Gegensatz zu allem und jedem steht, was je war und noch kommen wird“ in Frankreich. Alleine dieses Zitat genügt, um die ganze Epoche, Einsatz und Charakter Bedas knapp zusammenzufassen

Wenn man sich Beda vorstellt, wie er auf seinem Esel hockend durch die engen Gassen des Quartier latin reitet, so hat man einige Mühe, zu glauben, dass er über Gedanken und Schrifttum Europas gebot. Er verfolgte jeden, der ihm auch nur im Ansatz verdächtig schien, sich von der strikten Lehre der Kirche auch nur geringfügig zu entfernen, mit seinem harten Urteil, aus dem alleine Rache und Vergeltung sprachen. Béda bekämpfte sogar den großen Erasmus, dessen verdorbene Moral er bessern wollte und den er schlicht als unverbesserlichen Ignoranten bezeichnete. Béda, den seine Studenten „Herkules der Sorbonne“ nannten, gelang es gar Louis Berquin auf den Scheiterhaufen zu schicken. Béda behauptete hinsichtlich der Ketzerverbrennungen, dass „ es nicht nur dem katholischen Glauben entspreche, hartnäckige Kätzer mit dem Tode zu bestrafen, sondern es sogar eine unumgängliche Pflicht jedes Christen sei, dies zu tun“. Béda widersetzte sich systematisch dem Willen des Königs Franz I., indem er es gegen den königlichen Willen wagte einen Prozess gegen die Lehrer an dem von ihm gegründeten Collège des Lecteurs Royaux anzustrengen. Béda widersetzte sich der Anerkennung der Wiedervermählung Heinrichs VIII. durch das Pariser Parlament und ließ sogar „Den Spiegel der sündhaften Seele“ von Marguerite d’Angoulême, der Schwester des Königs verbieten. Schließlich, ließ Bèda dann einfach den Drucker des Werkes, Antoine Augereau, verbrennen.

Rom verdankt dem Theologen Noel Béda vieles, weil es zum großen Teil der Verdienst seiner Standhaftigkeit, seiner Ausdauer und seinen Fähigkeiten war, auf alle Möglichkeiten und Konstellationen einzugehen, dass Franz I. schließlich die Partei der römischen Kirche in ihrem Kampf mit den Humanisten, Luther und Kalvin ergriff, während seine Schwester und der Einfluss der du Bellays den König zu einer Allianz mit den Reformatoren und den deutschen Fürsten drängten.

Imbart de la Tour sagte über Béda: „Innerlich (er war klein, untersetzt, hatte einen Buckel und hinkte“ wie äußerlich verschroben, aber geschickter Dialektiker, moralisch integer, ein umso unerschrockener Eiferer des rechten Glaubens, zumal selber wegen gewagter Ideen zensiert, war er Angriffen gegenüber unempfindlich, gleichgültig in der Wahl der Mittel und immer bereit seinen Kollegen und Feinden die Krallen zu zeigen.“

© André & Frank Hagemann, 2007