Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Martin Bucer

1491 - 1551


Martin Bucer hatte früh und sehr deutlich die Notwendigkeit erkannt, die Einheit der protestantischen Kräfte aufrecht zu erhalten. So versuchte er Luther bei einem Gespräch in Coburg für eine protestantische Union zu gewinnen. Darüber hinaus unternahm Bucer zu diesem Zwecke mehrere Reisen, die ihn in die Schweiz und durch die verschiedenen süddeutschen Länder geführt haben würden, um zumindest ein gewisses Interesse an einer Annäherung und letztendlichen Aussöhnung der jeweiligen Positionen und Parteiungen zu wecken. Angesichts der Gefahren in dieser extrem gefährlichen Situation, wollte Bucer eine föderatives Bündnis der protestantischen Mächte schmieden. Schließlich gelang es ihm 1531 immerhin den Anschluss der oberdeutschen Städte an den Schmalkaldischen Bund zu erreichen.

Ganz im Gegensatz zu Martin Luther, verlor der Humanist Martin Bucer, der sich stets am großen Erasmus orientierte, niemals die Einheit des Christentums aus den Augen. Alles in Allem war er viel zu intelligent, um das kostbare Gut der christlichen Einheit, alleine eines irgendeines willkürlich herbeigeführten Bruches wegen, aufs Spiel zu setzten. Letztlich war es 1536 wiederum Martin Bucer, der den Schmalkaldischen Bund nach unaufhörlichen Verhandlungen, trotz verschiedenster innerprotestantischer Streitigkeiten vor seiner endgültigen Auflösung gerettet haben würde. Zudem, war er es auch, der dank seiner unermüdlichen Anstrengungen die so genannte Wittenberger Konkordanz durchgesetzt haben sollte. Tatsächlich sollte man dieser Übereinkunft in Deutschland eine gewisse Entspannung der Lage verdanken.

Nach Zwinglis Tod im Jahre 1531, stand Bucer unbestritten an der Spitze der Reformation in Oberdeutschland. In der folgenden Zeit wirkte Bucer in Memmingen, Ulm und Biberach für den neuen Glauben. Bucer trug mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dazu bei, die evangelische Predigt in diesen Städten einzuführen. Zwischen 1534 und 1537 arbeitete er vor allem daran, die protestantische Gemeinde in Augsburg zu organisieren

Um das Jahr 1538 herum, wurde Bucer seitens des Landgrafs Philipp von Hessen, der eine protestantische Kirchenordnung gegen den wachsenden Einfluss der Anabaptisten durchführen lassen wollte, ohne dass er jedoch die Absicht gehabt hätte, diese mit Gewalt zu unterdrücken, in sein Land gerufen. So arbeitete Bucer hier an der Ausarbeitung einer Kirchenverfassung für die Landgrafschaft Hessen, die auf die Einführung einer protestantischen Hierarchie abzielte. Es gelang Bucer tatsächlich, den schädlichen Einfluss der Wiedertäufer einzudämmen. Daneben ging es bei seiner Arbeit in Hessen auch besonders um die Rechtfertigung der Doppelehe des Landgrafen, woran eine große Mehrheit der Protestanten Anstoß nahm. Diese lehnten im Grunde jede Möglichkeit der Bigamie innerhalb des neuen Glaubens ab. So widersetzte man sich heftig jener Doppelehe des Landgrafen. Um dieses Problem zu lösen brachte Bucer den alten Brauch der Ehe zur linken Hand zur Anwendung, da aus politischen Gründen eine Scheidung nicht in Frage kam

© André & Frank Hagemann, 2007