Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Martin Bucer

1491 - 1551


Insgesamt betrachtet erstaunt es überhaupt nicht, dass Bucer an Melanchthons Seite einer der wichtigsten Vertreter des protestantischen Lagers war, als dessen Sprecher er überdies in der Zeit der Religionsgespräche auftrat. Bei den Geheimgesprächen während des Kolloquiums von Worms im Jahre 1540, verfasste Bucer zusammen mit seinem künftigen Gegner Johannes Gropper einige gemeinsame auf eine spätere Übereinkunft abzielende Artikel, die als Basis für weitere Diskussionen auf dem Reichstag von Regensburg im Jahre 1541 gedient haben würden. Endlich würde das so genannte „Regensburger Buch“, dessen Verfasserschaft noch immer im Dunkeln liegt, aus dieser Zusammenarbeit hervorgegangen sein. Es bleibt ein Desiderat der theologischen Forschungsarbeit, den jeweiligen Beitrag der verschiedenen Gesandten an diesem einwandfreien Werk genauer zu erhellen. Nichtsdestoweniger sind es dennoch Bucer, Gropper und Pflug, die gemeinsam als Urheber dieses beachtlichen Kompromisses gelten dürfen. Aus ihrer gemeinschaftlichen Arbeit, die vom gegenseitigen Respekt und großer Ehrerbietung getragen war, entsprang eine gegenseitige Freundschaft, die schließlich das endgültige Scheitern ihrer Bemühungen, einen für beide Seiten tragbaren Kompromiss zu finden, zumindest für kurze Zeit überdauert haben würde. Als Bucer gegen Ende des Jahres 1541 nach Köln ging, um dort einige Zeit zu verbringen, wurde er von Gropper, der Bucer bei sich beherbergte, zuvorkommend aufgenommen und bewirtet. So sollte es nicht vor Bucers Reformationsversuch im Auftrag des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied gewesen sein, dass Gropper sich dann letztlich doch noch von seinem Freund abgewandt haben würde, woran ihre Freundschaft unweigerlich zerbrechen musste.

Nachdem Bucer den Versuch, die Reformation im Kurfürstentum Köln einzuführen, unternommen hatte, schrieb Gropper ihm:

„Hättest Du mich ... von Deiner Berufung und deinem Ministerium in Kenntnis gesetzt, so würde ich Dich zeitig über die Situation aufgeklärt haben. Ich wünsche das Deine Stellung der Art sei, dass Du dem Klerus und Volk von Köln gefallen könntest; da dies nicht der Fall ist, so darfst Du mir des nicht die Schuld geben. Es missfällt mir an Dir, dass Du gewisse Canones übertreten hast. Jetzt wird auch reiner als vordem gepredigt; ich habe selbst einige Predigten gehört, namentlich vom Pastor in St. Columba und nichts tadelnswertes darin gefunden. Das Volk ist diesen Predigern ganz ergeben und bezeigt sich ehrerbietig gegen seine Pfarrer. Auch mir liegt die Ehre Christi und die Ausbreitung seines Reiches am Herzen, aber ich will doch die Sache Christi nicht so betreiben, dass sie anstatt gefördert, mehr abgehalten werde. Eifer muss sein, aber nach Erkenntnis. Es gibt hier Leute, die Euch Lutheraner nicht ertragen können, obwohl sie zur Reform geneigt sind. Einige werden zürnen und toben und das Religionsgeschäft verhindern. Ich befehle Dir, mich nicht zu beargwöhnen, als sei ich so verweltlicht, dass ich das Kreuz des Herrn nicht auf mich nehmen wollte, wenn Furcht davon zu erwarten wäre. Ich habe dem Kanzler einen Gruß von Dir überbracht.....“

G. Douven: Die Reformation in der Cölnischen Kirchenprovinz zur Zeit des Erzbischofs und Kurfürsten Hermann V., Graf zu Wied, Neuß, Köln, 1876, S. 119.

© André & Frank Hagemann, 2007