Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Martin Bucer

1491 - 1551


Am 2. Februar 1542 trafen sich Martin Bucer und Johannes Gropper auf dem kurfürstlichen Jagdschloss Buschhoven bei Bonn, um dort die Durchführung einer grundlegenden Reform in den Ländern des Fürstbischofs, der bei den Gesprächen persönlich anwesend war, zu erörtern. Trotz der deutlich zutage tretenden Reformbedürftigkeit und dem offenen Machtmissbrauch seitens des Klerus, erwiesen sich die Verhandlungen dennoch als ungemein schwer, weil man in nichts den Entscheidungen eines künftigen Konzils vorgreifen wollte. Ganz im Gegensatz zu den getroffenen Vereinbarungen, empfahl Bucer schließlich dem Erzbischof am 8. März 1542, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen, um eine Reform, ohne Rücksicht auf Johannes Gropper, nach seinen Wünschen durchführen zu können. Nachdem Hermann von Wied seinen Ständen gegenüber seine feste Entschlossenheit eine grundlegende Reform durchführen zu wollen deutlich gemacht hatte, war Johann Gropper nunmehr seinerseits zum handeln gezwungen und sah sich gemüßigt, sich direkt an Martin Bucer zu wenden, demgegenüber er die Dringlichkeit einer solchen Reform angesichts der sich überstürzenden Ereignisse er zwar betonte, deren strikte Übereinstimmung mit der katholischen Lehre er jedoch forderte. Nicht das Geringste könnte Anlass dazu geben, zu glauben, Johannes Gropper hätte auch nur einen Augenblick zum Protestantismus geneigt. So sollte das Domkapitel, dem Gropper damals als Scholastiker des Gereonstiftes von Amts wegen angehörte, unter seinem Einfluss jenes Reformprojekt, dessen protestantische Tendenzen nur allzu offen zu Tage traten, mit aller gebotener Schärfe zurückgewiesen haben. Doch weder Martin Bucer, noch Erzbischof Hermann von Wied waren bereit, sich geschlagen zu geben. Nach dieser Niederlage, ernannte der Erzbischof Martin Bucer nun zu seinem Hofkaplan. Am 2. Dezember 1542 brach Bucer darauf aus Straßburg nach Bonn auf, das er am 14. Dezember 1542 erreichte. In den nächsten Tagen verständigte sich Bucer mit dem Erzbischof über das angebrachte Vorgehen, bevor Bucer dann am 17. Dezember 1542 zum ersten Male in der Bonner Stiftskirche predigen konnte. Gleichzeitig mit der Einführung der evangelischen Predigt in Bonn, begann Bucer, im Franziskanerkloster zu lehren. Im Anschluss an diese Ereignisse unterbreiteten die Kölner Universität und das Domkapitel gemeinsam ihre Beschwerden dem Kurfürsten, worauf Bucer am 2. Januar 1543 sich in einem Schreiben direkt an Gropper, den er trotz ihrer gegenseitigen Freundschaft für einen der Anführer der Opposition hielt, gewandt haben würde. Jetzt skizzierte Gropper in aller Eile ein eigenes Reformprojekt, dessen Entwurf er bereits am 9. Januar dem Erzbischof, der es auf Anraten Bucers formell ablehnte, übergab. Im März 1543 forderten die Stände jetzt den Kurfürsten ihrerseits auf, endlich die angekündigte und dringend nötige Reform durchzuführen, um den Glauben in seiner Diözese zu erneuern. Gleichzeitig, ermächtigten die Stände den Kurfürsten durch die Bewilligung der entsprechenden Vollmachten zur Durchsetzung der Reform,  worauf Bucer sogleich die Arbeit an der Abfassung einer Reformordnung für das Kurfürstentum wieder aufnahm. Zur selben Zeit erschienen die ersten Pamphlete gegen die Reform in Köln wie auch die ersten ernsthaften Werke, die Bucers Ideen kontrovers behandelten. Zu diesem Zeitpunkt rief die Ständeversammlung erneut zu einer sofortigen Umsetzung der nötigen Reformen auf, wobei sie dieses Mal jedoch ausdrücklich Bucers Beteiligung daran ablehnten. Schließlich gaben die weltlichen Stände dem andauernden Drängen des Erzbischofs, der sich bei der Durchführung der Reform auf die Mitarbeit Bucers versteift hatte, dann doch nach, worauf das Domkapitel, das gemäß der Erblandsvereinigung des Erzstifts Köln als eigener Stand auf dem Landtag auftrat und dem darüber hinaus das Recht der Mitregierung zustand, in verschärfte Opposition zum abtrünnigen Erzbischof ein. Noch im gleichen Monat sollte daraufhin Bucers erste Verteidigungsschrift im Druck erscheinen.

© André & Frank Hagemann, 2007