Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Antoine Duprat

1463 – 1535


Tatsächlich sollten ihm diese dreizehn Jahre Amtsausübung in der Provinz ihm dazu dienen, ins Pariser Parlament einziehen zu können. Hierbei muss man die Bedeutung dieses Amtes berücksichtigen, das auf provinzieller Ebene juristische, militärische sowie steuerliche Funktionen auf sich vereinigte, was ihn hier zum höchsten Repräsentanten königlicherr Autorität  machte und ihm höchstes Ansehen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sicherte.

Sich in den Dienst der Mächtigen zu stellen und dort Karriere zu machen, war der einzige Ehrgeiz Antoine Duprats. Zur Umsetzung dieses Plans benötigte er keinerlei Seelenbildung. Und Duprat würde nicht scheitern. 1493 heiratete Antoine Duprat Françoise Veiny d’Abrouze, mit der er auch  Kinder hatte. Am 11. August 1495 wurde Antoine Duprat zum Generalanwalt des Parlaments von Toulouse ernannt. Dieses Parlament war bekannt für seinen Traditionalismus und seine Treue zum König. Mit seinem Sitz im Parlament von Toulouse erklomm Duprat eine weitere Sprosse auf seiner Karriereleiter. Es war klar, dass er hierin nur eine Zwischenstation auf seinem Weg nach Paris sah. Antoine Duprat machte im Toulouser Parlament im Laufe des Prozesses gegen den Marschall von Gié, den ehemaligen Günstling Ludwigs XII., mit dessen Verurteilung Duprat vom König selber beauftragt worden war, auf sich Aufmerksam. Bei dieser Aufgabe standen ihm drei Räte des Pariser Parlamentes zur Seite. Giés Rivale Georges d’Amboise, hatte gegen ihn intrigiert und seinen Fall initiiert. Amboise war er bei Hofe beinahe allmächtig. Anne de Bretagne war seine Komplizin bei dieser Intrige. Beide nahmen Duprat unter ihren Schutz und protegierten ihn fortan. Ab jetzt machte Duprat eine steile Karriere, obwohl de Gié nur milde bestraft wurde. Aber wie sollte er noch weiter aufsteigen?

Am 8. Februar 1508 wurde Antoine Duprat zum vierten Präsidenten des Pariser Parlaments ernannt, ein Amt, das er mit demjenigen des Präsidenten des bretonischen Parlaments verband. Als Duprat merkte, dass der Wind sich drehte, suchte er die Annäherung an Louise von Savoyen, die Gegnerin Anna de Bretagnes. Louise von Savoyen war jedoch die Mutter des jungen Franz, des späteren Königs. Antoine Duprat verfasste nun die „Gewohnheiten und Rechte der Auvergne“ eine juristische Sammlung der überkommenen Rechtsgebräuche mit dem Ziel, sie an die großen Rechtsgrundsätze und die Vorrechte des Königtums anzupassen. Er erfüllte diese Aufgabe überaus erfolgreich.

Zur Thronbesteigung Franz‘ I. wurde Antoine Duprat am 7. Januar 1515 sein Kanzler. Duprat war nun auf dem Gipfel seiner Karriere. In diesem Amt entschied er über die Richtung aller juristischen und politischen Prozesse und Planungen. Als Großsiegelbewahrer überprüfte Duprat alle Akten und Urkunden des Königs, die ihm zur Unterschrift vorgelegt wurden. Jedes Gesetz ging so vor seiner endgültigen Veröffentlichung durch seine Hände. Diese Aufgabe erfüllte er stets als demütiger Diener seines Herren. Nie widersetzte er sich einer einzigen Entscheidung  des Königs, so umstritten sie auch im Parlament gewesen sein mag. In seiner Funktion als Superintendant der Justiz war er zudem oberster Jurist der Richterschaft und nahm als solcher oft persönlich an wichtigen Sitzungen des Pariser Parlamentes teil, um den Willen des Königs durchzusetzen. Sein ganzes Leben war auf den Dienst für diesen König ausgerichtet, mit dem Ziel die Macht des Souveräns zu vermehren, ebenso wie als zweites, seinen eigenen Reichtum. Auf beiden Ebenen wurde sein Handeln von Erfolg gekrönt.

Die Diplomatie war dennoch eine Aktivität, die er über alles andere fürchtete, da sie ihn zwang, sich vom Hofe, der Quelle aller Macht, zu entfernen, so dass er in einem solchen Falle Gefahr lief, Opfer einer Intrige und letztlich ersetzt zu werden. Aus diesem Grunde weigerte er sich stets, sich längere Zeit aus der Umgebung Franz‘ I. zu entfernen. Er zog es vor, anderen die Sorge um den Abschluss diplomatischer Übereinkünfte zu überlassen, deren große Linien er zuvor mit seinen Gesprächspartnern skizziert hatte. Antoine Duprat war ein hartnäckiger Verhandlungspartner, der sich viel Mühe gab, seine Unnachgiebigkeit zu zeigen, dabei aber schnell ungeduldig wurde.

© André & Frank Hagemann, 2007