Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Antoine Duprat

1463 – 1535


Angesichts des berechnenden, gerissenen und genauso machtgierigen wie skrupellosen Wolsey, dem loyalen Kanzler Heinrichs VIII., erschien selbst ein Mann von der Statur eines Duprat, ebenso ratlos wie er es andererseits auch angesichts der „florentinischen“ Spitzfindigkeit und der  Kniffe der Italiener war, brutal und ungeduldig wirkte. Aber auch mit den Brüdern du Bellay verstand Antoine Duprat sich nicht viel besser. Tatsächlich unterschied Duprat sich in grundsätzlich von Ihnen. Charakter, Geburt, die mangelnde Lust an gewagtem Spiel und seine Unfähigkeit, Verpflichtung einzugehen und sich zu binden, kurz seine ganze Erscheinung. In allem war Duprat ihr Gegenteil.

Die Stärke Duprats lag in seinen exakt ausgearbeiteten Berichten und peinlich genau geführten Akten. Seine Geduld war ebenso grenzenlos wie sein Wille zum Erfolg unermüdlich war.

Obwohl Antoine Duprat selber Parlamentspräsident gewesen war, so schien Duprat später diese Körperschaft, der er soviel verdankte, verachtet zu haben. Jedenfalls bot er alle seine Kräfte dafür auf, die Zuständigkeiten des Parlamentes zugunsten des Königtums zu schwächen und alleine auf seine rechtlichen Kompetenzen zu beschneiden. Diese Ausrichtung seiner Innenpolitik trat seit Beginn seiner politischen Karriere, d. h. seit 1515, dem Abschluss des Konkordates, immer stärker zu Tage. Antoine Duprat begriff schnell, wo sich die Interessen des Papstes und des Königs ergänzen und fand eine Lösung, der sich das Parlament widersetzte. Antoine Duprat zwang das Parlament damals mit Gewalt, diesen Vertrag, der Franz I. eine in der Geschichte des Königtums nie da gewesene Macht zugestand, zu ratifizieren. Duprat zögerte keinen Augenblick, selbst davon zu profitieren, in dem er sich vom König jetzt gleich nachdem das Konkordat in Kraft getreten war, fünf Bistümer und zwei Abteien verleihen ließ. Aber das Parlament würde diese Demütigung nicht vergessenen haben. Zehn Jahre später widersetzte es sich bei der Verleihung des Erzbistums Sens und der Abtei St. Benoit, mit dem gleichen erbitterten Widerstand, der Kandidatur und Ernennung Antoine Duprats. Noch einmal würde er hierbei die Oberhand behalten haben.

1520 trafen Duprat und Kardinal Wolsey dann im berühmten Lager des goldenen Zeltes während der Konferenz von Calais nach dem flämischen Krieg zum ersten Male aufeinander. Das geheime Bündnis zwischen England und Karl V. hatte Duprat trotz der eifrigen Bemühungen Wolseys, seine eigenen Spuren zu verwischen, nicht völlig überrascht. Aber dennoch konnte er es auch nicht verhindern. Nach diesen beiden Niederlagen, schien jedermann klar zu sein, dass Duprat sich auf dem Gebiet der Verhandlungsführung nicht sonderlich wohl fühlte. Tatsächlich wurde er später niemals mehr mit einer diplomatischen Mission beauftragt. Antpine Duprat bevorzugte eine ganz andere Art der Verhandlungsführung, die mittels Bestechung.

1525 geriet der König nach dem Desaster von Padua in Gefangenschaft, woraufhin Duprat, des königlichen Schutzes beraubt, beinahe vom Parlament gestützt worden, das ihm vorwarf der eigentliche Grund für diese Niederlage gewesen zu sein. Aber immer noch von Louise von Savoyen unterstützt, griff Duprat nichtsdestotrotz in den juristischen Streit um die Besitzungen und Ansprüche zwischen Karl V. und Franz I. ein, die den Verhandlungen des Vertrags von Madrid vorhergingen. Zudem verhandelte Duprat über einen Bündnisvertrag mit England. Diesbezüglich war er hauptsächlich damit beschäftigt, die Zustimmung des Parlaments hierzu erhalten, das sich angesichts der den Engländern zugesicherten Zugeständnissen heftig dagegen wehrte. Im Folgenden betrieb Duprat die Bildung der schließlich am 22. Mai 1526 geschlossenen Liga von Cognac, der so genannten Heiligen Liga, die England, den Papst und die italienischen Staaten umfasste. Die Belohnung hierfür erhielt Duprat aus den Händen Wolseys selber, der ihm im August 1527 den Kardinalshut überreichte.

© André & Frank Hagemann, 2007