Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Guillaume du Bellay

1491 - 1543


Die Familie du Bellay ist eine der bedeutendsten Familien der französischen Aristokratie, die für ihr Land Männer hervorbrachte, deren Namen und Werke ewig im Gedächtnis bleiben werden. Ihre bekannten Vorfahren gehen auf Hugues Capet zurück. Die Familie selbst stammt aus einem Flecken in der Nähe von Saumur. Wie es im Adel üblich war, waren ihre Söhne Generation um Generation entweder Soldaten, Prälaten und daneben noch Schriftsteller. Unter Franz I. steht es außer Frage diese Tradition fortzusetzen und auch Guillaume, Jean, René und Martin du Bellay trugen entweder Waffen oder das Priestergewand. Die Literatur würde für diese Männer der Macht eine bloße Nebensache bleiben, was jedoch für ihren Neffen Joachim du Bellay, dessen Namen für immer mit seinem immensen  Werk auf literarischem Gebiet verbunden sein wird, nicht der Fall sein wird.

Die beiden älteren Brüder du Bellay, Guillaume und Jean, spielten eine wichtige Rolle unter der Regierung Franz I. Der König schätzte sie und berief sie alle in seinen Rat. Er machte sie zu Botschaftern und beauftragte sie mit heiklen Unterhandlungen. Die große Politik des Königreichs war ihre Domäne. Aber im Gegensatz zu seinem Kanzler Duprat, der sich immer dazu bereit, sich den jeweils herrschenden Meinungen anzupassen, vor allem darum sorgt den Mächtigen zu gefallen und an der Macht zu bleiben, dem königlichen Willen beugte, vertraten die du Bellays feste und genau umrissene politische Meinungen. Es handelte sich hierbei um dieselben fortschrittlichen Ansichten, wie sie die Humanisten, Reformatoren und alle diejenigen verkörperten, die die verstaubte Welt des zu Ende gehenden Mittelalters zu verändern suchten. Tatsächlich werden Guillaume und Jean du Bellay nicht von ungefähr die unverbrüchlichen Stützen von Francois Rabelais sein. Der Schriftsteller begleitete sie als Arzt und Sekretär auf ihren Reisen und Gesandtschaften. Sie schützten Rabelais vor dem tödlichen Groll eines Noel Bedas und der Sorbonne. Und Jean du Bellay wird ihm, nach seiner Ernennung zum Kardinal einen friedlichen Ruhestand für seine alten Tage in der Pfarre Meudon garantieren.

Im Jahre 1491 geboren, war Guillaume der älteste der vier Sohne der du Bellays. Er war also der Erbe des Namens und des Gutes von Langey. Guillaume du Bellay schlug traditionsgemäß zunächst die militärische Laufbahn, um dann Karriere als Diplomat machen. Er absolvierte das Studium der freien Künste in Angers und Paris, wo er von 1506 bis 1509 lebte. Am Hofe des Königs wurde Guillaume du Bellay ein enger Vertrauter des Herzogs von Vendôme, der ihn unter seinen Schutz nahm. Als Soldat wurde du Bellay 1515 nach Flandern geschickt und nahm wenige Monate später an der Schlacht von Marignan teil.

© André & Frank Hagemann, 2007