Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Wiger Aytta van Zwichem

Vigilius Aytta van Zwichem

Vigilius van Aytta

1507 - 1577


Wiger Aytta wurde am 10. Oktober 1507 auf Gut Barrahaus in Wirdum bei Zuychem in Frielsand als Sohn des Folkert Aytta geboren. Er starb am 5. Mai 1577 in Brüssel. Schon früh wurde Aytta zur Erziehung in die Obhut seines Onkels, Bucho von Ayatte, einem gelehrte Rat der beiden sächsischen Herzöge Albrecht und Georg sowie Kaiser Karls V., gegeben. Nachdem Aytta seine frühe schulische Ausbildung abgeschlossen hatte und wie damals üblich schon früh die niederen Weihen erhalten hatte, schickte ihn sein Onkel zum Studium an die Universität in Löwen. Später setzte sollte Aytta sein Studium in Dôle fortgesetzt haben, bevor er 1529 in Valence zum Doktor der echte promoviert wurde. Danach begab sich Aytta nach Bourges, wo er zunächst die weithin bekannten Vorlesungen des berühmten Juristen Alciatus über das römische Recht hörte, bevor ihm nach Alciatus Weggang nach Italien dort nun selbst dessen Nachfolge als Professor angeboten wurde. Schließlich folgte Aytta 1531 einem Ruf Anton Fuggers nach Deutschland, wo er jedoch nur kurze Zeit blieb, bevor er bereits 1532 wieder nach Italien reiste, um dort an der Universität Padua Vorlesungen zu halten. Schon in dieser Zeit bot ihm Kaiser Karl V. eine Stelle als Erzieher seines Sohnes Philipp an, die Aytta allerdings ausschlug. Kurz darauf kehrte Aytta dennoch nach Deutschland zurück, wo er nach der erzwungenen Resignation Friedrich von Wieds auf das Bistum Münster infolge seiner zunehmenden protestantischen Gesinnung und beginnenden Täuferunruhen unter Bischof Franz von Waldeck, der ihm nach dem Tod des für nur kurze Zeit in Münster regierenden Administrators Erich von Braunschweig, die juristische Stelle des Offizials antrat, zu einem Zeitpunkt also, zu dem auch Johannes Gropper dem Münsteraner Bischof immer wieder juristische Dienste leistete. Man darf daher annehmen, dass sich die beiden Juristen hier kennen lernten, bevor Ayatta bereits 1535 diese Stelle wieder verließ, um Assessor am Reichskammergericht in Speyer zu werden. Nachdem Aytta darauf für fünf Jahre als Professor an der Universität Ingolstadt einen Lehrstuhl innehatte, gab er 1542 endlich dem unablässigen Drängen seitens Kaiser Karls V. und seiner Schwester Maria von Ungarn, Karls Statthalterin und Regentin der Niederlande, nach und folgte ihrem Ruf nach Brüssel, wo er Mitglied des Geheimen Rates wurde. Jetzt wurde Aytta mit der juristischen Begründung der Ansprüche Karls auf das Herzogtum Geldern abzufassen und Verhandlungen hierüber mit den geldrischen Ständen sowie dem Herzog von Jülich-Kleve und Berg, der von den Ständen bereits als herzog bestätigt und anerkannt bereit war seinerseits seine gerechtfertigten Ansprüche notfalls mit Waffengewalt zu verteidigen, zu einem günstigen Abschluss zu bringen. Während der durch den Ausbruch offener Feindseligkeiten unterbrochenen Verhandlungen, die nach der endgültigen Niederlage Herzog Wilhlems V. von Jülich-Kleve und Berg und dessen Unterwerfung schließlich zum Frieden von Venlo führten, sollten sich Johannes Gropper, der als seitens des Kölner Erzbischof Hermann von Wied zu Gunsten seines Patenkindes, Herzog Wilhlem, entsandten Vermittlers, in jedem Stadium des Streits in diese Verhandlungen involviert war, wieder getroffen haben. Schon bald nach Beendigung dieser Mission, erhielt Aytta die Berufung an den obersten niederländischen Gerichtshof, den so genannten Großen Rat, in Mechelen, wo er sich nun niederließ und auf Vermittlung Granvellas Jacqueline Damant, die 1552 sterben sollte, heiratete. 1546 begleitete Aytta Karl V. auf dem Feldzug gegen den Schmalkaldischen Bund. 1548 verfasste der Staatsrechtler Aytta die pragmatische Sanktion, worin er einerseits besonders zum ersten Mal explizit die Einheit des niederländischen Staates vertrat, andererseits aber auch das Verhältnis der Niederlande zum Reich endgültig festlegte. Von 1549 an stand Aytta schließlich sogar dem Geheimen Rat als Präsident vor und wirkte stark auf die Innenpolitik der Niederlande ein. Namentlich versuchte Aytta vergeblich, ganz seiner humanistischen Prägung gemäß, in besonderem Maße das rigorose Religionsedikt von 1550 zu entschärfen, als dessen Autor er dennoch lange Zeit galt.

© André & Frank Hagemann, 2007