Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Antoine Duprat

1463 – 1535


Am 12. Dezember 1527 versammelte der König alle Körperschaften der Stände, um die Bedingungen der Unterzeichnung des Vertrags mit dem Kaiser zu erklären und gleichzeitig zwei Millionen Ecus zur Befreiung der im Austausch für ihn in spanischer Gefangenschaft befindlichen Prinzen zu fordern. Duprat war mit der Beschaffung dieser Summe beauftragt. Es sollte noch drei Jahre gedauert haben bis die Befreiung der drei Kinder des Königs gelang.

In der Folge beschwörte  Duprat den König in zwei Briefen vom 7. und 9. Oktober 1528, sich für den Frieden auszusprechen. Am 5. August 1529 führte Duprat den Vorsitz auf der Konferenz von Combrai, wo der so genannte „Damenfrieden“ zwischen Louise von Savoyen und Marguerite von Österreich unterzeichnet wurde.

Seine völlige Unterwerfung, seine Untertänigkeit und seine Bindung an die königliche Familie veranlassten Duprat dazu, auch die niederträchtigsten Aufgaben für seinen Fürsten auszuführen. Wie weit Duprat dabei zu gehen bereit war, zeigten zwei bemerkenswerte Skandale, deren ersterer die so genannte Affäre von Semblyncay war.

1522 verlor der ungeschickte handelnde Lautrec alle italienischen Besitzungen Frankreichs und führte ein riesiges Heer bei La Bicoque in die Niederlage. Bei seiner Rückkehr nach Lyon erklärte Lautrec dem König, es sei ihm nicht möglich gewesen, die Söldner zurückzuhalten, da die versprochenen Gelder niemals angekommen seien. Der König, der 400 000 Ecus geschickt hatte, war bestürzt. Der Schatzmeister des Königs, Jacques de Beaune, Sire de Semblancay, bestätigte dagegen, die Summe vorbereitet zu haben, behauptete jedoch, dass sich Louise von Savoyen, die Mutter des Königs des Geldes bemächtigt habe. Louise ihrerseits gab hierauf eine wenig glaubwürdige Erklärung ab. Der König bestand daraufhin dennoch auf keiner weiteren Aufklärung der Angelegenheit, doch Louise, rasend vor Zorn, verraten worden zu sein, nutzte 1524 eine Jagd auf bestechliche und ihr Amt missbrauchende Beamte dazu, Semblancay verhaften zu lassen. Duprat selbst nahm sich der Akte an und trug alle möglichen Beweisstücke gegen den Minister, der ihm im Weg stand, zusammen. Duprat und die Königin Mutter bestachen falsche Zeugen und ließen Semblancay hinrichten, obwohl Semblancay trotz der gefälschten Beweismittel nach dem Urteil der Untersuchungskommission unschuldig war. Für Duprat, der sich die konfiszierten Güter des Verurteilten angeeignet hatte, brachte dieser Skandal einen ungeheuren finanziellen Gewinn. Die Öffentlichkeit, die genau begriffen hatte was vorging, war empört. Später stellte sich heraus, dass Semblancay, weit davon entfernt den König zu bestehlen, diesem sogar aus eigener Tasche eine beachtliche Summen, die weit über eine Million Ecus hinausging, geliehen hatte. Dieser Skandal war einer der Gründe, warum die ganze königliche Familie bald alles Interesse daran hatte, diesen etwas zu diensteifrigen Minister loswerden zu wollen.

© André & Frank Hagemann, 2007