Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Antoine Duprat

1463 – 1535


Der florentinische Botschafter beklagte sich bitterlich hierüber, doch nichts geschah. Duprat entschied sich zu einer Art passiven Widerstandes durch eine einfache Verzögerungstaktik. Der Frieden von Cambrai, in dem Franz I. auf seine Ansprüche in Italien verzichtete, schien seine Einschätzung der Lage nachträglich zu rechtfertigen. Auch bezüglich der Wiederheirat Heinrichs VIII. spielte Duprat wieder eine wichtige Rolle gegenüber dem Papst. Duprat versuchte das Risiko einer Ablehnung darzulegen und bat den Papst in einem Brief vom Januar 1532, sich einsichtig zu zeigen. Aber die Verstoßung einer Tante des Kaisers war von diesem schwachen und von anderer Seite beeinflussten Papst nicht leicht zu akzeptieren. Im Oktober 1532 fand ein von den du Bellays vorbereitetes Treffen mit Heinrich VIII. in Boulogne-sur-Mer statt, an dem auch Duprat teilnahm. Aber die Angelegenheit wurde infolge der Ungeduld Heinrichs, der sich ohne Zustimmung Roms wiederverheiratet hatte, schnell noch schwieriger. Schließlich wurde die Exkommunikation ausgesprochen.

Frankreich, die älteste Tochter der Kirche, und Duprat, der seine kirchlichen und klerikalen Aufgaben erstaunlicher Weise sehr ernst nahm, und zudem das für den Statt wie für ihn so fruchtbare und rentable Konkordat nicht aufs Spiel setzen wollte, folgten letztlich dem englischen König in seinem Bruch mit Rom nicht. Im Gegenteil, beim Treffen mit dem Papst 1533 in Marseille wurde sogar eine Ehe zwischen Franz‘ I. zweitgeborenem Sohn Heinrich und Katharina dei Medici, der Nichte des Papstes, ins Auge gefasst. Die jeweiligen Interessen konnten England und Frankreich auf Dauer nur voneinander entfernen und Frankreich von Neuem an jenes Italien, das seit jeher sehnsüchtiges Objekt seiner Wünsche und Begierden war, annähern.

Antoine Duprat starb am 9 Juli 1535 auf seinem Besitz zu Nantouillet. Sein Vermögen war beachtlich. Franz I. holte sich jetzt von dem Toten all das wieder zurück, was er ihm zu seinen Lebzeiten großzügig zugestanden hatte. Duprats Erbschaft wurde auf diese Weise vom König, der später nichtsdestoweniger Duprats Sohn Guillaume, einem Wortführer der Gegenreformation und aktivem Unterstützer der Jesuiten in Frankreich, dafür teilweise entschädigte, um ein erheblichen Teil vermindert.

© André & Frank Hagemann, 2007