Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Guillaume du Bellay

1491 - 1543


1532 wurde Guillaume du Bellay nach Deutschland geschickt, um die Allianz der protestantischen Fürsten gegen den Kaiser zu stärken. Zu diesem Zweck schöpfte er in vollen Zügen aus dem königlichen Schatz, damit er sich ihre Loyalität erkaufen könnte. Seine Aufgabe, den Herzog von Bayern, einen treuem Anhänger des römisch-katholischen Lagers und den der Reformation zugekehrten Landgraf von Hessen in der selben Allianz zusammenzuhalten, ist alles andere als einfach. Dennoch gelingt ihm dieses Vorhaben, das zum Vertrag von Scheyern führte. Guillaume du Bellay brach darauf wiederum nach England auf, um Heinrich VIII. über diesen bedeutenden diplomatischen Erfolg zu informieren. Daneben bereitete du Bellay dort das Treffen der beiden Könige in Boulogne-sur-Mer vom 20. Oktober 1532 vor. Bald darauf begab er sich wieder nach Deutschland, wo er am Augsburger Reichstag teilnahm und die Auflösung der schwäbischen Liga durchzusetzen vermochte, auf die Karl V. bei der Befriedung Süddeutschlands so sehr gezählt hatte. Darüber hinaus versuchte du Belly erneut, eine von Frankreich finanziell unterstützte Liga gegen den Kaiser zu schmieden.

Die „Affäre der Anschläge“ überraschte Guillaume du Belly als er 1534 in England weilte. Wolsey war bereits tot und Frankreich stand in London nicht mehr sehr hoch im Ansehen. Nach seiner Rückkehr nach Paris musste du Bellay hilflos den Ausschreitungen gegen die Reformierten zusehen. Er ist um so verzweifelter, da er seit Beginn der Religionskrise für die Reformation eingetreten war. Auch hatte du Bellay sich stark für der Versöhnung der unterschiedlichen Parteien eingesetzt. So versucht er Bucer und Melanchton zu Gesprächen nach Paris kommen zu lassen. Aber Béda wie auch Luther schienen sich jedem Kompromiss hartnäckig widersetzen zu wollen. Schließlich ließ du Bellay sich trotz des guten Willens Franz‘ I. von den Extremen mitreißen. Dennoch wurde Guillaume du Bellay zur Versammlung des schmalskaldischen Bundes vom 11. Oktober 1535 gesandt, wo er den König von Frankreich vertrat und ankündigte, er werde die Sicherheit der Anhänger Luthers schützen. Doch die deutschen Reformierten sind misstrauisch. Du Bellay erreichte nichts von ihnen.

Im Augenblick der Invasion in der Provinz zog su Bellay sich 1537 mit Franz I. nach Avignon zurückgezogen. Guillaume du Bellay wurde von hier aus auf eine Inspektionsreise nach Italien geschickt und später zum Gouverneur von Turin ernannt. In seinem Gefolge befand sich unter anderem Francois Rabelais, den er als Leibarzt mitnahm. Einem anderen seiner Brüder, Martin du Bellay, seinem Nachfolger als Gouverneur, verdanken wir jene berühmten „Mémoires“. Trotzdem kehrte er 1539 dorthin zurück. Guillaume du Bellay blieb bis 1541 auf diesem Posten, wo er große Humanität und Gerechtigkeit beweist. Du Bellay empfing hier große Auszeichnungen. 1542 ging er, um am Krieg von 1542 teilzunehmen nach Italien zurück. Guillaume du Bellay leistete dem unvorstellbaren Druck der kaiserlichen Truppen starken Widerstand, doch erkrankte er bald schwer. In Folge übernahm Marschall d’Annebault nun das Kommando der französischen Truppen. Guillaume machte sich noch immer in Begleitung seines Arztes und Freundes Rabelais in einer Sänfte auf den Weg zurück nach Frankreich. Guillaume du Bellay starb auf dem Weg nahe Lyon in St. Symphonien-de-Lay am 9. Januar 1543. Der Schriftsteller Rabelais, der ihn als großen Staatsmann und wirklichen Humanisten im modernen Sinn des Wortes charakterisierte, wird seinen Tod bitter beweinen. Sein Grab befindet sich in der Kathedrale von Le Mans.

© André & Frank Hagemann, 2007