Martin Pérez da Ayala war der erste Theologe, der systematisch den dogmatischen Traditionsbegriff untersuchte. Seine Arbeit „Über die Tradition“, in welcher er die Entwicklung dieses Begriffes sowie die den biblischen Texten offensichtlich inhärente kirchliche Tradition in großen Linien von den Anfängen der Kirche durch die Jahrhunderte hindurch nachzeichnete, wobei er versuchte sich von verschieden Seiten einem Begriff anzunähern, der seitens Luther grundlegend in Frage gestellt worden war, stellte tatsächlich im Grunde den ersten Versuch einer vollständigen und systematischen Untersuchung zu diesem Thema dar. Martin Pérez de Ayala bezeichnet die Tradition als umfassende Glaubensquelle, als „sensus ecclesiae“, die seit jeher Glaubenslehre der Kirche gewesen sei. Darüber hinaus unterscheidet Ayala deutlich drei verschiedene Traditionsebenen, die göttliche, die apostolische und schließlich die kirchliche Tradition, deren jeweiligen Bezug untereinander wie auch auf Schrift und Lehramt er eingehend untersuchte. Die von Martin Pérez de Ayala entwickelte damit eine Definition, die bis heute gültig ist.
|