Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Johannes von Vlatten

vor 1500 - 1562


Johannes von Vlatten wurde kurz vor 1500 geboren. Er starb am 11. Juni 1562. Johannes von Vlatten entstammte, ebenso wie sein jüngerer Bruder Werner der Jülicher Erbschenckenfamilie von Vlatten, einer Linie der Dynasten von Merode, die seit jeher den Jülicher Grafen und Herzögen verpflichtet war. Seine Eltern waren der Jülicher Erbschenck und Amtmann zu Düren, Konrad von Vlatten, Herr zu Froitzheim, Kuhpesch, Bombey, Eynatten, Soller sowie Obermaubach und Anna von Velbrück. Während seine älteren Brüder das elterliche Erbe und die Familienbesitzungen übernahmen, wurden die Brüder Johann und Werner von Vlatten zum Klerikerstand bestimmt. Ihre Bruder standen allesamt in Diensten der Herzöge von Jülich. Konrad von Vlatten war herzöglich Jülicher Amtmann zu Düren, Reinhard von Vlatten, der das Erbschenckenamt übernommen hatte, war Jülicher Rat und Landdrost. Über den Bruder Heinrich von Vlatten ist leider nichts weiteres bekannt. Darüber hinaus hatte Johannes von Vlatten noch fünf Schwestern, von denen vier Nonnen wurden. Elisabeth von Vlatten wurde 1549 Äbtissin zu Hoven bei Zülpich. Gertrud war Priorin zu Wenau.

Am 17. Juli 1516 schrieb sich Johannes von Vlatten nur wenige Wochen nach  Johannes Gropper, der sich am 27. Juni 1516 immatrikuliert hatte, in die Matrikel der Kölner Universität ein. Bereits am 26. Januar 1517 wurde Johannes von Vlatten von Herzog Johann III. von Jülich-Kleve und Berg für die Stelle des Scholasters am Marienstift zu Aachen, wo er schon seit 1511 ein Kanonikat innehatte, vorgeschlagen, nachdem der päpstliche Protonotar Wilhelm von Enckevoirt zu seinen Gunsten auf dieses Benefizium resigniert hatte. Wie eng der Kontakt zwischen Johannes Gropper und Johannes Vlatten in ihrer Studienzeit war, ist nicht mehr genau festzustellen. Wegen der zu diesem Zeitpunkt infolge des Dunkelmännerstreits seit 1517 stark rückläufigen Studentenzahlen an der Kölner Universität, und um so mehr noch ihrer späteren Freundschaft wegen, kann man durchaus  annehmen, das sich Johannes Gropper und Johannes Von Vlatten schon früh in ihrer Studienzeit kennenlernten. 1517 machte Johannes von Vlatten im selben Jahr wie sein Freund und späterer Kollege im Hofdienst, Konrad von Heresbach, sein Baccalaureat .

Von 1520 an absolvierte Johannes von Vlatten auswärtige Studien in Orléans, Paris, Basel und Freiburg, wo er wiederum mit Konrad von Heresbach zusammentraf. Beide gehörten dort zum Freundeskreis um Erasmus von Rotterdam, den Vlatten zuerst 1520 am Hofe des Grafen Hermann von Neuenahr in Bedburg kennengelernt hatte. Dort verkehrte zur gleichen Zeit auch Johannes Gropper, dessen Freund und Förderer der Graf war. In den Häusern der Kölner Patrizier Johann von Rheydt und Johannes Rinck sowie des Dompropstes Hermann von Neuenahr hatte sich ein erasmisch gesonnener Humanistenkreis gebildet. Vlatten und Erasmus waren seitdem eng befreundet. Im Briefkorpus des Erasmus sind bisher 19 Briefe bekannt. Johannes von Vlatten bemühte sich in den Jahren 1524 bis 1529 vergeblich darum, Erasmus in die vereinigten Herzogtümer zu holen.

Am 23. September 1521 wurde Johannes von Vlatten Propst am St. Martinsstift in Kranenburg. Im Juli 1524 trat er in den Hofdienst unter Herzog Johann III. von Jülich-Kleve und Berg ein. 1526 setzte von Vlatten seine Studien danach in Bologna fort. Von 1527 bis 1529 war von Vlatten Assessor am Reichskammergericht zu Speyer. 1529 nahmen Johannes von Vlatten wie auch Johannes Gropper am Reichstag in Speyer teil. Johannes von Vlatten war einer der engsten Mitarbeiter des jülich-bergischen Kanzlers Gogreve. Seit dieser Zeit erscheint Vlatten in Briefen als consiliarius primarius des Herzogs. Manchmal wird er darin aber auch als Vizekanzler oder fidus Achates, einer der Weggefährten des Aeneas auf der Flucht aus Troja, bezeichnet.

© André & Frank Hagemann, 2007