Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Gasparo Contarini

1483 - 1542


Gasparo Contarini wurde am 16. Oktober 1483 in Venedig geboren. Er starb am 24. August 1542 in Bologna. Contarini entstammte einer alten venezianischen Patrizierfamilie. Die Familie, deren Wurzeln bis ins 11. Jahrhundert zurückreichten, gehörte zu den ältesten Adelsfamilien der Republik. Zunächst sollte Contarini der Familientradition entsprechend Kaufmann werden. Letzten Endes setzte Contarini jedoch seinen eigenen Willen durch, so dass er letztlich studieren konnte. Dementsprechend begann Contarini im Jahre 1501, Philosophie und die neuen Wissenschaften an der Universität Padua, wo er unter anderem Kurse bei dem berühmten Pedro Pompomazzi belegte, zu studieren. Daneben beschäftigte sich Contarini zudem intensiv mit der Mathematik und interessierte sich bald auch für die Astronomie. Darüber hinaus trachtete Contarini danach, sein religiöses Leben zu vertiefen. Während seines Studiums befreundete er sich mit dem bedeutenden Astronomen Giovanni Battista della Torre und dem berühmten Arzt Giovanni Fracastoro. Daneben lernte er Tommaso Giustiniani, den Gründer mehrerer Einsiedeleien, aus denen schließlich die Kongregation der Camaldulenser hervorgehen sollte, sowie Vincento Quirini kennen, die beide hervorragende Theologen waren. Tommaso Giustiani war der Autor der Reformschrift „Libellus ad Leonem X.“, worin er diesen zu drakonischen Reformen ermahnte.

Darauf trat Contarini zunächst in den diplomatischen Dienst der Republik Venedig. Von 1521 bis 1525, war er venezianischer Gesandter am Hofe Karls V. Im Jahre 1521, nahm Contarini am Reichstag von Worms teil, wonach er den Kaiser auf seinen Reisen durch die Niederlande, nach England und Spanien begleitete. Obgleich Luthers Ideen in Worms heftig diskutiert wurden und sich die Gesandten auf dem Reichstag gründlich mit der Religionsfrage beschäftigt hatten, traf Contarini Luther hier jedoch nicht persönlich. Dennoch erhielt er einen unvorteilhaften Eindruck bezüglich Luthers Person. So hielt Contarini Luther für einen eher unbescheidenen Priester von mittelmäßiger Intelligenz, der zudem noch wenig gebildet war. Darüber hinaus, stieß er sich an Luthers allgemeiner Unmäßigkeit. Contarini beklagte offen, dass Luther zu Ausschweifungen neigte und sich auch zu leicht hierzu hinreißen ließ. Klar und deutlich wies Contarini Luthers Thesen bezüglich der Fehlbarkeit von Konzilien zurück, wie er auch dessen Verneinung des freien Willens ablehnte. Außerdem, missbilligte Contarini, dass Luther die Schuldhaftigkeit der Unzucht leugnete. Was Luthers These anbelangte, jeder, der sich im Zustand göttlicher Gnade befinde, könne die Eucharistie feiern, so verwarf Contarini diese gänzlich. Trotz allem gab es eine gewisse Übereinstimmung der jeweiligen Auffassung hinsichtlich der Rechtfertigungslehre, wie Contatrini sie seinem Freund Giustiniani 1523 in einem ausführlichen Schreiben darlegte. Hierin behauptete Contarini, dass die vollkommene Rechtfertigung wie sie durch Jesus Christus am Kreuze erwirkt worden sei, auf unser Heil hin dargebracht wurde und von da aus zusammen mit diesem und durch unseren Glauben zu unserer eigenen Rechtfertigung würde.

© André & Frank Hagemann, 2007