Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Alessandro Farnese

il gran cardinale

1520 - 1589


Alessandro Farnese wurde am 27. September 1520 als erstes von vier Kindern des 1547 ermordeten Herzogs von Parma, Pier Luigi Farnese, und seiner Frau Gerolama Orsini Pitigliano auf Schloss Valentano geboren. Allesandro Farnese war von seiner Kindheit an für den geistlichen Stand bestimmt. Sein Theologie- und Jurastudium begann Alessandro Farnese in Parma bevor er es dann in Bologna am berühmten Collegio Ancarano gemeinsam mit seinem Bruder Octavio fortsetzte.

Am 18. Dezember 1534 erhielt der erst vierzehnjährige Alessandro Farnese von seinem Großvater Papst Paul III., der erst kurz vorher den Thron Petri bestiegen hatte, gemeinsam mit seinem 16 Jahre alten Vetter Guidascanio Sforza, dem Sohn Constanza Farneses, der mit Graf Bosio II Sforza de Santa Fiora verheiratete Schwester seines Vaters Pier Luigi Farneses, den Kardinalshut. Alessandro Farnese empfing den roten Hut aus den Händen Kardinal Del Montes, dem späteren Julius III.,  worauf  der Papst Marcello Cervini, einen jungen Priester, zu seinem Erzieher und Lehrer ernannte. Schon bald darauf zog Cervini in den Palast der Farnese einzog.

Nach dem Tod Kardinals Hyppolite de’Medicis im August 1535 wurde Alessandro Farnese Vizekanzler der Kirche. In der Folge wurde Alessandro nacheinander die Titel eines Kardinalsdiakon von Sant’Angelo in Foro Piscinum und jener eines in höherem Ansehen stehenden Kardinalsdiakon von San Lorenzo in Damaso verliehen, ohne dass Alessandro jedoch über den Rang eines Diakons hinaus aufgestiegen wäre.

Der Besitznahme seiner ihm nach dem Tode Kardinals S. G. Merinos, dem Bischofs von Bari und einem Schützling Karls V., übergebenen Diözese Jaen wegen, kam es in der Folgezeit zu juristischen Auseinandersetzungen mit dem Kaiser, der hier seinen eigenen Kandidaten durchsetzen wollte. Der Streit endete erst 1536 als Alessandro Farnese sich bereit erklärte, die Diözese Jaen gegen das Bistum Monreale, deren Renteinkünfte sich auf immerhin 15.000 Ecus beliefen, zu tauschen. Nur zehn Jahre später wurden diese Einkünfte auf 60.000 Ecus geschätzt.

1538 wurde Alessandro Farnese Sekretär Pauls III und Bischof von Massa. Als Mitarbeiter standen ihm zunächst Marcello Cervini und später Nicolò Ardinghello, Girolami Dandino und Bernardino Maffei, ein berühmter dichter und Sammler, zur Seite. Zunächst war Farnese damit beschäftigt eine antitürkische Allianz zu schmieden und eine Reise Pauls III. nach Nizza vorzubereiten, wo er zu diesem Zwecke einen Frieden zwischen dem französischen König Franz II. und Kaiser Karl V. vermitteln wollte. Hierzu schlug Alessandro Farnese schließlich eine Hochzeit des gerade verwitweten Karls V. mit der Marguerite, einer Tochter Franz’ I. vor. 1546 nahm Alessandro Farnese an der Seite seines Bruders Ottavio, der den Oberbefehl über die päpstlichen Truppen inne hatte, als  päpstlicher Legat am Feldzug Karls V. gegen die schmalkaldische Liga teil.

Das gute Einvernehmen Alessandro Farneses mit dem Papst sollt jedoch schon kurz darauf getrübt werden, denn nach dem Tod seines Vaters, Pier Luigi Farneses, des Herzogs von Parma, wollte Paul III. das Herzogtum wieder in den Kirchenstaat einverleiben, damit auf diese Weise verhindert würde, dass sich Karl V. des oberitalienischen Staates bemächtigen könnte. Alessandros Bruder Ottavio, kämpfte aber wie nicht anders zu erwarten verbissen darum, seinen Rechten Geltung zu verschaffen. Der unerwartet erbittere Widerstand seitens der Farnese war für Paul III. ein harter Schlag, der ihn schließlich derart mitgenommen haben würde, dass er Bettruhe halten musste, woraufhin Alessandro, der glaubte, der Tod des Papstes stehe unmittelbar bevor alle erforderlichen Maßnahmen ergriff, um die Rechte der Familie zu durchzusetzen. So  ließ Alessandro nunmehr die Tore Roms schließen und durch seine Anhänger bewachen ließ, so dass er die ein- wie ausgehenden Nachrichten kontrollieren konnte. Darüber hinaus befahl er dem päpstlichen Legaten in Parma ausdrücklich, die Stadt seinem Bruder Ottavio zu übergeben.

© André & Frank Hagemann, 2007