Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Alessandro Farnese

il gran cardinale

1520 - 1589


Anders als es Alessandro erwartete hatte, widersetzte sich jedoch der päpstliche Kommandant in Parma, der mittlerweile von der eingetretenen Sedisvakanz erfahren hatte, seinem Befehl, mit dem Hinweis, dass das Kommando über die Stadt Parma aus den Händen eines Papstes erhalten habe, so dass er diese nun auch wiederum alleinig auf den Befehl eines neuen Papstes aufgäbe. Gleich nach seiner Wahl sollte Julius III. diesen Befehl, alleine schon aus Dank für die während des  Konklave geleistete Wahlhilfe, gegeben haben. Darüber hinaus bewilligte der neue Papst dem Herzog von Parma eine jährliche Rente in Höhe von 2.000 Ecus für sein Amt als Bannerherr. Karl V. sollte Ottavio zudem nur wenige Monate später die Stadt Piacenza zurück gegeben haben. Der Frieden zwischen den Farnese und dem Papsttum war jedoch nicht von langer Dauer, denn bereits 1551 sandte Julius III. Alessandro wieder an den Hof seines Bruders Ottavio, damit er diesen überrede, das Herzogtum dem Papst zurück zu geben. Alessandro entschloss sich in dieser Situation, dem Befehl des Papstes nicht zu gehorchen und zog sich für ein Jahr vom päpstlichen Hof zurück. Während dieser Zeit suchte er Zuflucht in Florenz bei Cosmos de’Medici. Nunmehr ließ der des offenen Ungehorsams ihm gegenüber rasende Papst, die Bistümer und Güter Alessandros einziehen. Außerdem ließ er das kostbare Mobiliar des Palazzo Farnese für 30.000 Ecus verkaufen. Schließlich eröffnete Julius III. am 8. Juni 1551 den Krieg gegen seine Widersacher. Leider verliefen die militärischen Operationen schlecht, so dass bald Friede mit dem verlorenen Sohn geschlossen wurde, dem alle Güter und besitzungen zurückerstattet wurden. Im Juni 1552 kehrte Alessandro dann nach Rom zurück.

Danach begab sich Alessandro Farnese an den Hof Heinrichs II. von Frankreich aus dessen Hand er das Bistum Grenoble und das Versprechen, weitere vakante Pfründen zu erhalten, deren Renten sich zusammen auf über 40.000 Ecus beliefen. Während seines Aufenthaltes in Frankreich residierte Farnese im Schloß von Saint Germain. Alessandro Farnese gehörte damals entsprechend seiner aus den verschiedenen Bistümer kommenden Einkünfte zu den reichsten Kardinälen. Als Dank für die ihm bezeugte Gunst, stellte Alessandro dem königlichen Gesandten beim Heiligen Stuhl die Paläste seiner Familie zur Verfügung. 1553 ernannte ihn der französische König zum Erzbischof von Tour und Cahors. Auf Drängen des Papstes kehrte Alessando im Sommer des Jahres 1554 nach Rom zurück.

Im Jahre 1556 wurde seine Tochter Clelia Cleofe Farnese geboren, die zur Erziehung in die Obhut seiner Tante Vittoria Farnese, der Herzogin von Urbino gegen wurde, wo sie gemeinsam mit ihrer Cousine Lavinia Della Rovere aufwuchs. 1558 gab er dem Architekten Jacopo Barozzi genannt il Vignola den Auftrag die Kirche di Gesù zu bauen, die später von Giacomo Della Porta, der nach Vognolas Tod Rarneses Chefarchitekt geworden war, fertig gestellt wurde. 1570 heiratete Clelia Cleofa Farnese Giuliano Sforza Cesarini, einen entfernten und völlig überschuldeten Verwandten, mit dem sie ein Kind haben sollte. Obwohl Alessandro seine Tochter abgöttisch liebte, sollte Alessandro ihr nicht das Leid einer unglücklichen Ehe erspart haben, um sie für seine Politik einzuspannen. So ließ er sie nach dem Tod ihres ersten Mannes auf Schloss Ronciglione gefangen setzen, bis sie schließlich in die Ehe mit Marco Pio von Savoyen einwilligte, den sie darauf im November des Jahres 1587 mit großem Prunk heiratete. 1599 wird Marco Pio in Modena ermordet worden sein.

Nach dem Bau der Kirche di Gesù, ließ Alessandro in den Ruinen des Palatin die herrlichen Horti Farnesiani, eine wundervolle Gartenanlage mit Büschen, Wegen und Volieren, anlegen, wo sich die Mitglieder der von Claudio Tolomei geschaffenen Vitruv Akademie versammelten, um die Werke des Vitruv zu hören und zu erörtern. 1574 ließ Farnese den hinteren Teil des Palazzo Farnese vervollständigen, der fortan eher ein Museum satt eines Wohnhauses die umfangreichen Kunstsammlungen der Familie beherbergte.

© André & Frank Hagemann, 2007