Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Mellin de Saint-Gelais


Der Großvater von Mellin, Pierre de Saint-Gelais, hatte mehrere Söhne, darunter Jacques, den Abt von La Fresnade und Octavien, den Dichter und Bischof von Angoulême. Wessen Sohn Mellin wirklich war, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, obwohl die Historiker gegenwärtig dazu neigen Octavien die Vaterschaft zuzusprechen. Mellin de Saint-Gelais wuchs auf jeden Fall in einem Bischofspalast auf, wo er auch den ersten Unterricht in Sprachen und Wissenschaften erhalten haben wird. Danach studierte Sint-Gelais Rechte am Collège de Poitiers, bevor er 1509 nach Paris ging und noch im gleichen Jahr eine Italienreise unternahm, die er antrat, um dort seine Rechtsstudien an den Universitäten Bologna und Padua abzuschließen. Sehr bald jedoch kam er mit der galanten Welt der italienischen Aristokratie zusammen, wo er seine Bestimmung zur französischen und italienischen Dichtung erkannte. Gegen 1518 musste Mellin de Saint-Gelais an den französischen Hof zurückkehren um sein Amt als Major Domus anzutreten. Kurz darauf wurde er Geistlicher. Wahrscheinlich wurde er 1525 Hofkaplan des Dauphin von Frankreich, wofür ein Beleg jedoch fehlt. 1532 wurde er zum Kommendatarabt von Reclus ernannt, eine Amt, dass er danach mit dem des Abtes von La Fresnade, worin er seinem Onkel Jacques folgte, verband. Es liegt vielleicht an seiner adeligen Herkunft, dass er, ohne jemals darum gebeten zu haben, Ämter häufte, wie wie es Marot ärgerlicher Weise tat. 1536 wurde er zum Bibliothekar der königlichen Bibliothek in Blois ernannt. Dieses Amt erfüllte er so gewissenhaft, dass sie 1544  bei seinem Ausscheiden aus dem Amt schon 1800 Bände umfasste. Sein Niedergang begann 1548 mit der Veröffentlichung der Art poétique von Thomas Sébillet. Im Jahr darauf wurde Mellin de Saint-Gelais durch die Defense et l’illustration de la longue françoyse, eines Pamphletes gegen die Dichtergeneration von Saint-Gelais und Sébillet vor allem aber gegen die Konzeption ihrer Dichtung, von Du Bellay scharf angegriffen. Dennoch bewahrte sich Sint-Gelais sich die Gunst des Hofes. 1557 war er mit Planung und Durchführung der Festlichkeiten in Saint-Germain-en-Laye zur Abreise des Königs beauftragt. Laut Überlieferung, soll Mellin, der Sänger und Lautenspieler war, sein Abschiedslied kurz vor seinem Tod eigenhändig komponiert haben.

© André & Frank Hagemann, 2007