Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Gasparo Contarini

1483 - 1542


Nach der barschen Kritik Ecks am Kompromiss des Regensburger Buches, womit er gleichfalls Groppers und Pflugs Rechtgläubigkeit in Zweifel zog, sah sich Contarini nunmehr selber den Nachstellungen seitens gewisser antireformatorischer Kräfte ausgesetzt. Aber, nichtsdestoweniger sollten die Verleumdungen seinem Ansehen keinerlei Abbruch getan haben. Nachdem Paul III. ihn anfangs protegiert hatte und ihm darüber hinaus breite Unterstützung hinsichtlich einer grundlegenden Kirchenreform bezüglich der Abstellung der schädlichen Missbräuche entgegengebracht hatte, dachte Contarini irriger Weise, dass die Kurie tatsächlich bereit sei, an der Umsetzung der notwendigen Reformen mitzuwirken. Contarini forderte eine tiefgreifende moralische Reform, eine Erneuerung des priesterlichen Lebens auf Grund einer neuen Spiritualität wie letztlich auch einen umfassenden Umbau der kirchlichen Hierarchie und eine neue Diskussion bezüglich des Papsttums. Contarini war zutiefst davon überzeugt, dass nur aus einer solchen Erneuerung schließlich die Möglichkeit einer Übereinkunft mit den Protestanten in Bezug auf die strittigen Glaubensfragen entspringen würde.

Bei seinen unermüdlichen Bemühungen um die Einheit der Kirche, ging Contarini bis zum Äußersten, um diese verlorene Einheit des Christenheit wiederherzustellen. Contarini ließ niemals darin nach, das Papsttum gegen die erhobenen Vorwürfe, nicht alles unternommen zu haben, um zu einer Verständigung zu kommen, geschützt zu haben. Seine Rechtfertigungslehre, wie e sie am 25. Mai 1541 dargelegt und ausführlich gerechtfertigt hatte, wurde seitens Rom schließlich abgelehnt. Seine Rechtfertigungsbegriff hatte eine weitestgehende Annäherung der Konfessionen ermöglicht.

Im März 1542 ernannte Paul III. Contarini zum Kardinallegaten. Jetzt schrieb Coibtarini auch sein letztes Werk „De praedestinatione“, worin er deutlich macht, dass es alleine der Wille Gottes sei, wodurch unser Prägung zur Gnade vorherbestimmt würde. Für Contarini war die Verdammung des Menschen ohne Schuldhaftigkeit einfach unvorstellbar. Noch im gleichen Jahr wurde in Rom die Inquisition eingeführt, womit jeder Ansatz in Richtung einer Möglichen Einführung der Reformation in Italien im Keim erstickt werden konnte. Sein Tod sollte ihm die Verfolgung, die seine Freunde zu erleiden hatten, erspart haben. So war Contarini auch nicht vor die schwierige Entscheidung, zwischen Martyrium oder Widerruf wählen zu müssen, gestellt.

© André & Frank Hagemann, 2007