Nach der barschen Kritik Ecks am Kompromiss des Regensburger Buches, womit er gleichfalls Groppers und Pflugs Rechtgläubigkeit in Zweifel zog, sah sich Contarini nunmehr selber den Nachstellungen seitens gewisser antireformatorischer Kräfte ausgesetzt. Aber, nichtsdestoweniger sollten die Verleumdungen seinem Ansehen keinerlei Abbruch getan haben. Nachdem Paul III. ihn anfangs protegiert hatte und ihm darüber hinaus breite Unterstützung hinsichtlich einer grundlegenden Kirchenreform bezüglich der Abstellung der schädlichen Missbräuche entgegengebracht hatte, dachte Contarini irriger Weise, dass die Kurie tatsächlich bereit sei, an der Umsetzung der notwendigen Reformen mitzuwirken. Contarini forderte eine tiefgreifende moralische Reform, eine Erneuerung des priesterlichen Lebens auf Grund einer neuen Spiritualität wie letztlich auch einen umfassenden Umbau der kirchlichen Hierarchie und eine neue Diskussion bezüglich des Papsttums. Contarini war zutiefst davon überzeugt, dass nur aus einer solchen Erneuerung schließlich die Möglichkeit einer Übereinkunft mit den Protestanten in Bezug auf die strittigen Glaubensfragen entspringen würde.
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