Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Gasparo Contarini

1483 - 1542


In einem Schreiben vom 4. Juli 1540, stellte Georgio Cortese, der Generalvisitator der Benediktinerkongregation von Sta. Giustina, Contarini das Enchiridion von Johannes Gropper vor, welches er Contarini in höchsten Tönen lobt. Völlig enthusiastisch schickte Cortese Contarini, dessen Meinung er diesbezüglich erbat, sogleich ein Exemplar des gropper’schen Reformwerkes mit. Es war vor allem die offensichtliche Effizienz dieses Werkes für die katholische Reform, das ihn dermaßen beeindruckt hatte. Aber, Contarini seinerseits musste das Enchiridion bereits 1538 kennen gelernt haben, da er viele der darin entwickelten Ideen bereits weit vor dem Jahre 1540 rezipiert hatte. Auch Contarini war davon so begeistert, dass er schon bald im Anschluss Reginald Pole und Giovanni Matteo Giberti mit dem Werk bekannt gemacht haben würde. So diskutierte Contarini das Werk im Herbst 1540 mit Pole, was deutlich aus beider Briefwechsel im Anschluss an das Kolloquium von Regensburg hervorgeht. Nach den Quellen, sollte Contarini auch Johannes Gropper schon vor dem 27. April 1541, dem Tag der offiziellen Eröffnung des Religionsgesprächs in Regensburg, kennen gelernt haben, wie es ebenfalls sein Briefwechsel, worin er die einzelnen Teilmnehmer kurz charakterisierte, nahe legt. So merkte Contarini in einem Brief an Alexander Farnese bezüglich Gropper an, dass jener es gewesen sei „che fece il concilio Coloninse“. Nur kapp einen Monat später, berichtete Contarini Farnese erneut Über Gropper: „Il Groppero si fatica estremamente, é buono Cristiano e molto desideroso della concordia, e se qualche volto ha bisogno de freno, subito cede, è umile e veramente gentilissimo, ha benissimo per le mani la scrittura sacra e gli dottori antiqui.”.

1541 nahm Contarini als päpstlicher Legat am Reichstag von Regensburg teil. In Contarinis Gefolge befanden sich sein Sekretär, Lodovico Beccadelli, sein Vikar in Belluno, Girolamo Negri, und seine Freunde Adamo Fumano, Trifone Benci, Vincenzo Parpaglia, and Filippo Gheri. Gleichzeitig war Contarini in Regensburg auch an den dort parallel stattfindendenn Religionsgesprächen beteiligt, während derer er sich gemeinsam mit Julius Pflug und Johannes Gropper ernsthaft für einen dogmatischen Kompromiss zwischen den gegnerischen Parteien, die sich diesem Zeitpunkt gänzlich unversöhnlich gegenüberzustehen schienen, einsetzte. Contarinis theologischer Berater Tommaso Badia nahm an den Kolloquien als Disputant teil. Contarini und Gropper verfassten in Regensburg gemeinsam einen ersten Entwurf, jenes Kompromisswerkes, das später als „Regensburger Buch“ bekannt werden sollte. Contarini hatte bereits vorher Groppers Sicht in Bezug auf die Rechtfertigung geteilt. Die Theologen sollten sehr schnell zu einer Übereinkunft hinsichtlich der Rechtfertigungslehre gekommen sein, wohingegen man bezüglich der ekklesiologischen  Dogmen und in Hinsicht auf die Lehre über die Transsubstantiation nicht zu einer Einigung kam. Am 28. April 1541 schließlich waren die Gespräche über die Frage betreffend „der Wiedergeburt und Rechtfertigung des Menschen durch Gnade und Verdienst, durch Glaube und mittels guter Werke“ endgültig ins Stocken geraten. Noch bis zum 2. Mai 1541 sollte man in langen und zähen Diskussionen versucht haben, eine Kompromissformel diesbezüglich zu finden, bis man sich am 3. Mai 1541 tatsächlich zu einem tragfähigen Kompromiss durchgerungen haben würde, der dennoch das endgültige Scheitern der Verhandlungen nicht mehr würde verhindert haben können. Immerhin sollte Johannes Gropper selber diesen Kompromiss, als aus katholischer Sicht unbefriedigend bezeichnet haben, wobei er anmerkte, dass dieser noch einer eingehenderen Erklärung bedürfe, damit er in allem der katholischen Lehre entspreche. Contarini seinerseits jedoch bleib derart enthusiastisch, was diese Artikel anbelangte, dass er Kopien davon zusammen mit leidenschaftlichen Briefen an Paul III., Pole und andere Kardinäle verschickte.

© André & Frank Hagemann, 2007