Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Giovanni Morone

1509 - 1580


Bald darauf zog der begabte Bischof, der sich als eifriger Reformer seiner Diözesen herausgestellt hatte, die wohlwollende Aufmerksamkeit der Kurie auf sich. Nur drei Jahre, nachdem er sein ehrgeiziges Reformprojekt begonnen hatte, berief ihn Paul III. 1536 als Nachfolger Pedro Paulo Vergerios zum päpstlichen Nuntius am Hofe Ferdinands I.. Während seiner Abwesenheit, war es sein Bischofvikar Giovanni Domenico Sigibaldi, der in seinem Auftrag die Reformen fortführte, wobei der dem Vorbild Giovanni Matteo Gibertis, dem Bischof von Verona, folgte. In den folgenden zwei Jahren würde Morone eine ausgedehnte Visitationsreise durch den Donauraum unternommen haben, auf der er alle möglichen Informationen hinsichtlich der Lage der deutschen Kirche sammelte. Die Eindrücke, die er während seiner Reisen gesammelt hatte, sollten sich größtenteils in seinem späteren politischen Handeln niedergeschlagen haben.

Nachdem Morone zwischenzeitlich nach Italien zurückgekehrt war, wo er dem Kapuzinerorden in seinen Bistümern das Niederlassungsrecht einräumte, kehrte er an den Hof Ferdinands zurück, um diesen Anfang 1540 auf eine Reise in die Niederlande zu begleiten. Im Anschluss daran, nahm er an den Religionsgesprächen in Hagenau teil, wo er Gropper kennenlernte. Kaum zurück in Österreich, brach Morone schon bald wieder auf, um sich Ende des Jahres nach Worms zu begeben, wo er neuerlich an einem Kolloquium teilnahm, in dessen Verlauf er, seiner Politik der Mäßigung gegenüber den Protestanten wegen, durch Antoine Perrenot de Granvelle heftig angegriffen wurde. Infolgedessen verließ Morone die Religionsgespräche in Worms bereits am 19. Januar 1541. Auf dem Regensburger Reichstag des Jahres 1541, trat Morone an der Seite Gasparo Contarinis mit einem solch außergewöhnlichen diplomatischen Geschick auf, dass es ihm möglich war, die unterschiedlichen Positionen für seine Vermittlungsbemühungen hinsichtlich des jetzt greifbar scheinenden Kompromiss besser ausloten zu können. Als Vermittler bekräftigte Morone die Übereinstimmung des bezüglich der Rechtfertigungslehre gefundenen Kompromisses, der von Contarini mit den Vertretern der protestantischen Seite ausgehandelt worden war, mit der katholischen Glaubenslehre. Die gefundene Einigungsformel hinsichtlich der Rechtfertigung wurde von Rom jedoch am 27. Mai 1541 verworfen. Später würde ihn seine nachgiebige und zu Zugeständnissen bereite Haltung den Protestanten gegenüber unter Paul IV, dem Reorganisator der römischen Inquisition, dem Verdacht der Häresie ausgesetzt haben. Im Herbst 1541 schließlich empfahl Morone, Rom die Veröffentlichung eines katholischen Katechismus nach  dem Vorbild von Groppers Enchiridion, das selber nach erfolgter Durchsicht seitens der Kurie als Basis für ein solches Projekt dienen könne.

Nach seiner Ernennung zum Kardinal, die am 2. Februar 1542 erfolgte, favorisierte Morone, der nunmehr ganz für den Kampf um die Wahrheit des Evangeliums entbrannt war und sich dem spirituellen Zirkel um die Kardinäle Contarini, Pole und Vittorio Colonna angeschlossen hatte, den Augustinermönch und Abt Pietro Martirio Vermigli, der sich später, nach  Einführung der Inquisition in Italien, enttäuscht von der Kirche abgewandt haben würde, als seinen Nachfolger als Bischof. Nichtsdestoweniger hütete sich Morone tunlichst davor, die Lehre der oberitalienischen Kryptoprotestanten allzu sehr zu verinnerlichen, wie er es auch stets schaffen sollte, eine deutliche Distanz zu den Häretikern in Modena zu halten.

© André & Frank Hagemann, 2007