Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Jean du Bellay

1498 - 1560


Man weiß nicht, wo er Rabelais kannengelernt hat. Jung in der Schule, in Paris oder in Lyon? Die Meinungen hierzu gehen weit auseinander. Aber seine zwei Reisen nach Rom unternahm er in seiner Begleitung.

Jean du Bellay war Rat des Connétable de Montmorency und begleitete diesen auf seiner ersten Reise nach England im Oktober 1527. Seine Mission bestand in einer Gesandtschaft an den Hof Heinrichs VIII. in Folge der Verträge von Westminster. Der Krieg brach 1528 aus und Jean konnte bloß den tiefen Interessenkonflikt zwischen Frankreich und England konstatieren, der sich in einer Gegnerschaft kristallisierte, die zum am 15. Juni 1528 unterzeichneten Waffenstillstand führte. Das bedeutete das Scheitern seines Auftrages und du Bellay behielt daran immer eine bittere Erinnerung. Als Freund Kardinal Wolseys, wurde er von diesem beauftragt, seine Kandidatur um das Papstsamt bei Franz I. zu unterstützen. Aber Wolseys Hoffnungen waren vergebens und entbehrten darüber hinaus jeder Realität. 1530 war du Bellay wieder in Paris wo er seinen Bruder wiedertraf. Gemeinsam gingen sie mit einer das geplante Treffen der beiden Könige in Calais betreffenden Gesandtschaft nach England zurück. Bei diesem Treffen in Calais stellte Heinrich VIII. Franz seine neue Frau Anne Boelyn offiziell vor. Am 25. September 1532 starb der Bischof von Paris. Franz ernennt Jean du Bellay darauf zu seinem Nachfolger, wozu ihn das Konkordat berechtigt. Im Oktober 1533 empfing Jean du Bellay Papst Clemens VII im Namen der französischen Kirche bei seiner Ankunft in Marseille. Der Papst schätzte sein diplomatisches Geschick hoch ein und benötigte in der Folgezeit seine guten Beziehungen zum englischen Hof. Er bat ihn in der Angelegenheit von Heinrichs Scheidung zu vermitteln. Er war damit beauftragt, den König zu bitten sich in dieser Sache zurückzuhalten und sich zu gedulden ohne mit Rom zu brechen. Auf seiner Rückreise nach Rom erhielt er in Paris von Franz den Auftrag beim Papst, das Terrain für eine Übereinkunft zu sondieren, und Heinrich zu unterstützen. Jean bat deshalb in Rom darum, die gegen Heinrich ausgesprochene Exkommunikation zurückzunehmen. Er blieb darauf bis zum Prozess bei dem er für eine Mäßigung eintrat in der heiligen Stadt und versuchte in Folge eine Bestätigung der Exkommunikation Heinrichs durch die Kurie zu verhindern. Leider blieben diese Versuche ohne Erfolg, denn die Exkommunikation wurde letztlich mit 19 gegen drei Stimmen ausgesprochen. Seine guten Beziehungen mit Heinrich VIII. verhinderten unter dem Pontifikat Clemens VII. seinen Aufstieg in die höchsten kirchlichen Positionen, aber bald nach seinem Tod, gesteht ihm Paul III. auf Ersuchen Franz‘ I. das Barett zu.

© André & Frank Hagemann, 2007