Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Jean du Bellay

1498 - 1560


Am 21. Mai 1535 wurde Jean du Bellay endlich Kardinal. Der König von Frankreich schickte ihn kurze Zeit später wieder nach Rom, wo er diesmal versuchte einen Kompromiss mit den deutschen Lutheranern, zu denen er selber in einem guten Verhältnis stand, zu initiieren. Gemeinsam mit seinem Bruder Guillaume, sprach er mehrere Male persönlich mit Bucer und Melanchton. Aber wie es scheint hat die Unnachgiebigkeit Luthers diese vom König so ersehnte Annäherung zunichte gemacht. In der Folge drängte Jean du Bellay den Papst ein Konzil einzuberufen. Außerdem versuchte er, dem Papst die von Franz betriebene Politik der Annäherung mit den Türken zu erklären. Vor dem Wiederausbruch des Krieges mit dem Kaiser, kehrte Jean du Bellay nach Lyon zurück und nahm seinen Dienst bei Montmorency mit dem Ziel, die auswärtigen Beziehungen zu sichern, wieder auf. Im Augenblick des Einfalls der Truppen Kaiser Karls V. in Frankreich. trug du Bellay die Verantwortung für die Verteidigung von Paris in Ausübung seine Amtes als Generalstatthalters von Paris und der Ile-de-France. Also solcher ließ er die Bastionen verstärken, die Mauern erhöhen und hob eine 40.000 Mann starke Bürgermiliz aus. Er sollte sich nicht geschlagen geben müssen. Der Feind stoppte seinen Vormarsch vor den Toren der Stadt. 1537 wird er in den Rat des Königs berufen.

Manche Autoren schätzen, dass Jean du Bellay nicht der gleichgültige und utopistische Prälat war, dessen Bild der Historiker Michelet von ihm gibt. Bellay wusste, seine Interessen und Ansprüche erbittert zu verteidigen und verstand es außerdem sein Vermögen stetig zu vermehren. Man gestand ihm die Bistümer Limoges und Bordeaux als Dank für die geleisteten Dienste zu. Sein älterer Bruder René du Bellay verzichtete zu seinen Gunsten auf das Bistum Le Mans, wofür er mit anderen Pfründen und Abteien, wie der Ile de Lerins, bedacht wurde. Jean du Bellay wurde noch mit weiteren Gesandtschaften nach England und Deutschland beauftragt, die jedoch alle erfolglos blieben. Schließlich starb Franz I. am 1. März 1547. Der neue König Heinrich II. berief ihn nicht wieder in den Staatsrat. Jean du Bellay verzichtete schließlich 1551auch auf das Bistum Paris und brach nach Rom auf. Papst Paul IV., der ihn emofing, bot ihm die Bistümer Frascati,  Porto, Veleri und Ostia an. Zudem wurde du Bellay, jetzt Dekan des Heiligen Kollegiums, damit beauftragt, die Neue Sitzungsperiode des Konzils vorzubereiten. Jean du Bellay lebte in Rom in einem prächtigen Palais, das er sich in der Nähe der Diokletianthermen erbauen ließ. Er war ein Kirchenfürst, der die Lust zu leben liebte. Er gab Feste und Bankette. Eines der prunkvollsten Feste, das Rabelais in einem seiner Werke, „La Sciomachie“ schildert, gab er anlässlich der Geburt des Sohnes Königs Heinrich II.. Jean du Bellay starb am 16. Februar 1560. Er liegt in der Dreifaltigkeitskirche begraben.

© André & Frank Hagemann, 2007