Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Reginald Pole

1500 - 1558


Als Heinrich VIII. Pole schließlich an seinen Hof zurückbeordern ließ und ihm später noch nachdrücklich den Befehl erteilte, nach England zurückzukommen und bei Hofe zu erscheinen, widersetzte sich Pole eigensinnig dem Willen des Königs und missachtete jeden weiteren Befehl seitens des Königs. Pole blieb in Italien, wo er seine Schrift „Pro ecclesia unitas defensione“, in welcher er die Absichten des englischen Königs, den Suprimat über die Hierarchie der Kirche von England selber für sich zu beanspruchen, scharf attackierte, zum Abschluss brachte. Gegen die Ansprüche des englischen Königs verteidigte Pole im Gegenteil das Primat des Papstes über die gesamte Christenheit. Schließlich wurde das Werk, das Pole zunächst überhaupt nicht zur Veröffentlichung vorgesehen hatte, ohne sein Einverständnis, in Druck gegeben. Dann, begab Pole sich nach Rom.

Am 22. Dezember 1536 erhob Paul III. Pole zum Kardinal und berief ihn sogleich in die Reformkommission. Innerhalb dieser Kommission verfasste Pole seinen bedeutenden Bericht zur Lage der Kirche „Consilium de emendanda ecclesia“, der neben einer sehr drastischen Darstellung der Situation der Kirche einige wichtige Vorschläge hinsichtlich einer Kirchenreform, deren sofortige Umsetzung die Kommissionsmitglieder der Kurie gegenüber mit größtem Nachdruck forderte, enthielt.

In der Zwischenzeit war seine Mutter mit der königlichen Prinzessin 1536, nachdem Anne Bolyn in Ungnade gefallen war, an den Hof zurückgekehrt. 1537 brach Reginald Pole seinerseits von Rom aus auf, um in seiner Eigenschaft als päpstlicher Legat nach England zurückzukehren, wo er zudem wiederum über die noch immer offene Scheidungsfrage mit dem König in Verhandlungen treten sollte. Auf seinem Weg, machte Pole in den Niederlanden halt, um den richtigen Zeitpunkt für seine Rückkehr nach England abzupassen.

Heinrich VIII. jedoch machte Poles Pläne einer baldigen Rückehr nach England dadurch zunichte, dass er ihn kurzerhand des Hochverrates anklagen ließ, wodurch er zum Vogelfreien wurde. Heinrich VIII. vom vermeintlich verräterischen Verhalten Poles aufgebracht, übte bald darauf an Poles gesamten Familie um so grausamer Rache, da Pole selber sich außerhalb seiner Reichweite befand. Heinrich VIII. rächte sich zunächst an der Familie von Reginalds älteren Bruder, Heinrich Pole, den er im November 1538 zusammen mit seiner Frau und anderen Verwandten verhaften ließ. Am 9. Januar 1539, wurde Heinrich Poles ganze Familie, des Hochverrates für schuldig befunden, im Tower von London, enthauptet. Nur zehn Tage nach Heinrich Poles Verhaftung, wurde auch seine Mutter Marguerite Plantagenet, die Gräfin von Salisbury, in Haft genommen. William Fitzwilliam, der Graf von Southampton und Thomas Goodrich, der Bischof von Ely waren es, die Marguerite Pole persönlich der Folter unterzogen. Aber Marguerite Pole, sollte ihren Peinigern in nichts nachgegeben haben. Sie widerstand der Folter mit der Standhaftigkeit einer Heiligen. Später sollten die Folterknechte an Thomas Cromwell berichtet haben, dass sie trotz der Folter nicht das geringste gestanden habe, so dass sie annehmen müssten, dass ihr Sohn sie nicht ins Vertrauen gezogen hätte. Dennoch wurde Marguerite Plantagenet schließlich am 27. Mai 1541 ebenfalls ohne ordentliches Gerichtsverfahren und ohne, dass sie sich hätte, wie es ihr zustand, vor dem Parlament verteidigt haben könnte, enthauptet. Marguerite Pole, wurde 1886 als Martyrerin selig gesprochen.

© André & Frank Hagemann, 2007