Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Antoine Perronet de Granvelle

1517 - 1586


1561 wurde Antoine Perrenot de Granvella, nachdem er die reiche Diözese Arras aufgab, erster Erzbischof der neuen Kirchenprovinz Mechelen. Bald darauf wurde er auch zum Kardinal ernannt. Dennoch, stieß der Umbau, der kirchlichen Verwaltungsstrukturen und die verschiedenen Eingriffe in die Rechte der niederländischen Provinzen und Generalstände auf heftigsten Widerstand. Vor allem das unbesonnene Vorgehen seitens der spanischen Gouverneure sollte den Aufstand angefacht haben, aus dem bald darauf eine allgemeine Erhebung, die endlich zur völligen Abfall der nördlichen Niederlande von Spanien sowie zu seiner Unabhängigkeit vom Heiligen Römischen Reich führte. Wegen der wachsenden schweren Spannung, musste Philipp II. Granvella endlich aus Brüssel abberufen, obwohl er tatsächlich bis 1570 nicht bloß die kirchlichen Strukturen, sondern auch das katholische Leben mit großem Erfolg reformiert hatte, wobei Granvellas Kräfte im Räderwerk zwischen den oftmals sehr auseinander strebenden und ehr gegen als miteinander arbeitenden Parteiungen gänzlich aufgerieben worden waren. Mit der religiös motivierten Gewalt konfrontiert, brachte Granvellas Politik weiterhin eine weise Zurückhaltung und Milde den protestantischen Strömungen gegenüber zum Ausdruck. Friedliebend wie er war, hat Granvella niemals den Rückgriff auf Gewaltmittel gebilligt. So sollte er auch nun kaum in der Lage gewesen sein, die von Seiten der Vertreter der königlichen Gewalt angewandte Gewalt zur Repression des Aufstandes gut geheißen haben.

Letztlich legte König Philipp II. seinem Berater nahe, von seinem Amt zurückzutreten. Er ging sogar soweit, ihm der heiklen Lage wegen, aus Angst Granvella könne Opfer der wachsenden Aggressionen werden, zu empfehlen, das Land zu verlassen. Schließlich flüchtete Granvella 1564 vor den zunehmenden Übergriffen aus Brüssel, worauf er sich nach Besançon zurückzog, wo er sich von nun zunächst wieder ganz seinen humanistischen Studien widmete. Von 1566 an war Granvella wieder in Rom. Vier Jahre später war Granvella spanische Botschafter beim Heiligen Stuhl. Als solcher schloss er am 25. Mai 1571 die vom Papst lange angestrebte antitürkische Allianz zwischen Papsttum, dem König von Spanien und der venezianischen Republik ab. In den folgenden Jahren war Granvella von 1571 bis 1575 Vizekönig von Neapel. Außerdem war es auch wiederum Granvella, der angesichts einer überwältigenden türkischen Übermacht die Flotte der Heiligen Liga in ihrer ganzen Stärke mobilisierte und gegen die türkischen Seestreitkräfte in die Schlacht schickte, die endlich bei Lepanto vernichtend geschlagen wurde. Endlich, nach Jahrhunderten der türkischen Vormacht im östlichen Mittelmeer, brachten die westlichen Mächte dieses Gebiet wieder unter ihren Einfluss, um auf diese Weise, das Überleben des Christentums zu sichern. Darüber hinaus zögerte Granvella nicht diese günstige politische Gelegenheit zu nutzen, die Küsten des Königreichs Neapel besser gegen die häufigen Angriffe von Piraten zu schützen. Als Vizekönig reorganisierte Granvella die Verteidigung des Königreichs, indem er eine Landmiliz einführte. Granvella traf ebenso geeignete Maßnahmen zur Hebung des Wohlstandes und der Wirtschaft wie er auch Vorkehrungen traf, die Sicherheit seiner Untertanen sicherzustellen. Gleichfalls erließ Granvella umsichtige Dekrete in Hinblick auf das öffentliche Wohl. 

© André & Frank Hagemann, 2007