Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Antoine Perronet de Granvelle

1517 - 1586


Im Folgenden, beeinflusste Antoine Perrenot de Granvella in weiten Teilen die zweite Tagungsperiode des Trienter Konzil, an der er nicht nur als kaiserlicher Gesandter sondern auch selber als Konzilsvater teilnahm. Auf diese Weise war es ihm möglich, in den Debatten sowohl offen die kaiserlichen Positionen bezüglich der Reform unterstützen als sie auch gleichzeitig politisch durchsetzen zu können. Dennoch gelang es Granvella alles in allem als Bischof den Katholizismus gegen alle Angriffe zu verteidigen, woher sie auch kamen, und sei es von Seiten des Kaisers selbst, indem er seine Verteidigungsstrategie völlig seinem eigenen Einfluss unterwarf, denn er war es ja eigentlich auch, der eben jene von ihm vertretene Religionspolitik Karls V. entworfen hatte.

So sollte es letztendlich dieser gegenseitige Einfluss gewesen sein, der sich in seiner ganzen Tragweite, ja sogar durch alle verschiedenen historischen Quellen hindurch bis heute zeigt. Granvellas beachtlicher Einfluss dominierte auf diese Weise die unterschiedlichen theologischen Diskussionen des Konzils. Sein brillanter diplomatischer Geist lässt sich hinter allen Konzilsdokumenten deutlich erkennen. Es sind seine Vorstellungen, die hier im Überfluss ihren geistigen Ausdruck finden. Seine diplomatischen Fähigkeiten leuchten hier ebenso auf wie sein theologisches Können. Kurz gesagt war Antoine Perrenot de Granvella der leuchtende Stern, durch den der ersten Tagungsperiode des Konzils der Weg gewiesen wurde. Dennoch lässt sich letztlich sein wirklicher Einfluss auf das Geschehen nur vage erahnen.

In Augenblick, als Moritz von Sachsen sich anschickte, die österreichischen Erblande zu überfallen und die Residenz des Kaisers im tirolerischen Innsbruck angriff, begleitete Perrenot den Kaiser auf der Flucht nach Villach in Kärnten. Von diesem Angriff völlig überrascht, war die Lage des Kaisers nunmehr überaus prekär geworden. In dieser bedrohlichen Situation, sah sich Karl V. gezwungen, den protestantischen Forderungen nachzugeben. Am 2. August 1552 unterzeichnete Karl V. in Passau feierlich den von Perrenot ausgehandelten Vertrag von Passau, worin Karl V. den protestantischen Ständen einige der ihnen in Folge der Schlacht bei Mühlberg entzogenen Privilegien zurückgab. In den folgenden Monaten beauftragte der Kaiser seinen treuen Sekretär mit den Verhandlungen über die Ehe seines Sohnes, Erzherzog Philipps mit Maria Tudor, der ältesten Tochter und Erbin König Heinrichs VIII. von England. So stand Granvella 1553 an der Spitze einer Gesandtschaft an den englischen Hof, wo er persönlich die diesbezüglichen Verhandlungen führte. Nach der Abdankung Karls V. 1556 wurde Granvella dann Philipps Premierminister.

1559 unterzeichnete Granvella im Namen des Königs den Frieden von Château Cambréis, der den andauernden Feindseligkeiten zwischen Spanien und Frankreich ein Ende setzten sollte. Noch im selben Jahr sandte Philipp II. Granvella an den Hof von Margarete von Parma, der Statthalterin der Niederlande, deren wichtigster Berater er in der folgenden Zeit werden sollte. Sein immenser Einfluss entsprang hier in den Niederlanden seiner theologischen Autorität angesichts der zahllosen überall im ganzen Land aufblühenden religiösen Gruppen.

© André & Frank Hagemann, 2007