Kardinal Gropper
Theologie & Geschichte

Giovanni Morone

1509 - 1580


In der Folge wurde Morone zum wichtigsten politischen Berater des Papstes. Seit 1563 war Morone darüber hinaus eine der Schlüsselfiguren der letzten Sitzungsperiode des Trienter Konzils. Nach dem Tod des Legaten Carlo Visconti am 2. März 1563, scheiterte der Papst letztlich dabei, seine Ernennung zum Kardinalslegaten für das Konzil durchzusetzen. Schließlich wurde ihm am 7. März 1563 dennoch an der Seite Bernardo Novageros die Leitung des Konzils übertragen, nachdem auch die beiden anderen Legaten Erculeo Gonzagua und Hieronimo Seripando gestorben waren. Jetzt, als einer der Konzilspräsidenten, sollte Morone seine enormen diplomatischen Fähigkeiten voll entfaltet haben können. Es gelang Morono nunmehr tatsächlich, die extrem unterschiedlichen Standpunkte zwischen der römischen Kurie und Kaiser Ferdinand I. bezüglich dessen, was als Ziel des Konzils formulierte werden sollte, während seiner Verhandlungen in Innsbruck innerhalb kürzester Zeit, einander anzunähern. Kaum zurück in Trient, nahm er nunmehr Tuchfühlung mit Charles de Guise, der allgemein als „Kardinal von Lothringen1“ bekannt ist, auf, um sich hinsichtlich der Annahme der sehr kontrovers diskutierten Dekrete in Bezug auf die Residenzpflicht wie auch derjenigen Dekrete, die auf eine Reform des Weihesakramentes abzielten, zu verständigen. Im Anschluss an diese Einigung, gelang es Morone daraufhin bald, die Obstruktionspolitik seitens der Gruppe, die sich um Kardinal Ludovico Simonetta, dem Führer Zelantenpartei herum gebildet hatte, zu durchbrechen, worauf die fraglichen Dekrete problemlos durch die Vollversammlung des Konzils angenommen wurden. Morones Diplomatie stand unbestritten auf ihrem Höhepunkt, wobei Giovanni Morone Einzelgespräche, in denen er die strittigen Fragen mit den Wortführern der jeweiligen Oppositionsgruppen erörtern konnte, um deren Ansichten im Vorhinein  heraus zu bekommen, den Vorzug vor langwierigen Diskussionen im Plenum, die oft genug ins Leere liefen, gab. Es sollte daneben jedoch vor allem der Konzilsauditor Gabriele Paleotti gewesen sein, dessen Ernennung zum Kardinal, Morone kurz darauf zu erreichen wusste, der ihm mit entschlossener Kraft bei der Durchsetzung der Konzilsbeschlüsse zu Hilfe kam. Es war Giovanni Morone der die gesamte letzte Periode des Konzils dominierte. Er verstand es, sich überall durchzusetzen. Seine Taktik, dem Konzil seinen Willen geradezu unwahrnehmbar einzuflüstern, sollte tatsächlich Erfolg gehabt haben.

1 Obwohl Lothringen zum Heiligen Römischen Reich gehörte, führte de Guise, dem französischen Brauch entsprechend, als Kardinal, und damit Fürst der Kirche, nicht nach seinem Familiennamen sondern führte den Herzogstitel seiner Familie als Kardinalsnamen.

© André & Frank Hagemann, 2007